Der kosmopolitische und libertäre Finanz- und Lebensberater Simon Black („Sovereign Man“) hat eben einen interessanten Artikel zum Zustand Japans veröffentlicht. Simon beschreibt dabei die uralte, patriotisch motivierte japanische Selbstmordkultur von den Samurai bis zu den Kamikaze-Piloten des 2. Weltkriegs. Und sieht bei dieser Opferbereitschaft Analogien bzw. Fortsetzungen in der zumindest bis vor Kurzem ungebrochenen und scheinbar grenzenlosen Bereitschaft der Japaner, sich durch endlosen Kauf von japanischen Quasi-Nullzins-Bonds finanziell selbst hinzurichten, um so vermeintlich ihren völlig bankrotten Staat zu retten. Unten einige kommentierte Fakten aus dem Artikel.
Dabei sei vorausgeschickt, dass ein „moderner“ fiat money Staat –solange er die Unterstützung seiner Notenbank hat– rein buchhalterisch nie wegen Illiquidität pleite gehen kann – und rein mathematisch und juristisch im Prinzip auch nicht aus Überschuldung: Wer sollte die Pleite mangels internationaler Konkursgerichte gegen Staaten auch feststellen? Zudem gibt es nirgendwo objektiv auditierte Staatsbilanzen; oder gar sanktionierte etwa bei unzureichend im Staatshaushalt berücksichtigten Risikorückstellungen in Billionenhöhe (in EURopa zB für EZB-Schrottanteile, ESM, Target2, …). Wohl aber kann ein Staat aus psychologischen Gründen in Konkurs gehen, wenn entweder die ökonomischen Fakten „objektiv“ bzw. aufgrund empirischer Erfahrungen anderer Pleitestaaten der Weltgeschichte untragbar geworden sind; und/oder, sobald eben die Anleger auch aus subjektiven Gründen (fehlendes Vertrauen in reale Rückzahlungsfähigkeit der Staatsschulden) den Stab über einem Land brechen. Objektive und subjektive Gründe bedingen sich dabei auch durchaus gegenseitig.
Und es soll auch keineswegs verschwiegen werden, dass wir heute in einer Welt leben, in der vermutlich weltweit weniger als 2000 Elite-Geldverwalter (die obersten angestellten LV-Manager, Bankkredit-Manager, Notenbanker, Pensionsfonds-Manager; eben all die selektiv korrupten Angestellten der großen Finanzwelt) inzwischen zu einem Großteil gleichgeschaltet auf Befehl handeln – und damit für Nicht-Insider oftmals ökonomisch-logisch unverständlich, da die „Elitären“ regelmäßig eine nicht zwingend ökonomisch-rationale, sondern eher politische bzw. besser noch eine System-erhaltende Agenda verfolgen müssen. Bei Nichtbeachtung (etwa durch unerlaubten Goldkauf oder durch Shorten von US-Staatsanleihen oder von systemtragenden Bankaktien) droht Jobverlust. Doch selbst diesen obersten 2000 dürfte ihre instrumentalisierte, politische Rolle dabei in vielen Fällen gar nicht klar sein, denn sie werden ja heute durch Re-Finanzierungs-Möglichkeiten von unter 1% (dank EZB-OMT, Fed-QE, „Abenomics“ etc.) selbst bei Käufen von niedrigst rentierlichen US- oder JAP-Bonds in einer Welt der alternativlosen Bankenrettungen und der unendlich finanzierungsbereiten Notenbanken zu „risikolos“ agierenden, umjubelten und beförderten „rain makers“ für ihre Bankeigentümer, wenn sie nur die dank planwirtschaftlicher Geldzuteilungspolitik risikolose Zins-Marge nutzen und billionenschwer hebeln. „Selbstkritik wegen des Eingehens exorbitanter Risiken? Warum denn, wir machen doch nur, was die anderen auch tun; und wir machen es gut und sind dank 0%-ReFi immer liquide“… „Hebel 50 aufs Eigenkapital? Kein Problem – wir sind ja systemrelevant und damit unsterblich“…
Ist all das -einmal ganz abgesehen vom moralischen Abgrund, den solche selektiv-willkürlich per Notenbank ermöglichte Bereicherung von Bankster-Buddies darstellt- wirklich auf Dauer kein Problem? Dazu aus Simon Blacks Japan-Artikel:
„The Japanese government is trying to 'fix' its [economic / debt] problems by appealing to Japanese people's sense of national pride to get them to buy more government bonds. Needless to say, this is like a modern-day economic kamikaze-- letting the people commit financial suicide for the good of the state.“
=> Wie komplett aussichtslos dieser heroische Kampf ist, zeigen die folgenden Fakten zum japanischen Staatshaushalt:
a) Japanische Staatsverschuldung bezogen auf das japanische BIP: 240% [im Artikel stehen „over 200%“]: Dies ist Weltrekord, wobei ungedeckte künftige Sozialversicherungsverpflichtungen wie auch bei allen anderen Länderstatistiken hier noch nicht drinstecken.
b) Absolute Zinszahlungen Japans trotz anhaltendem Niedrigstzins-Niveau: über 220 Mrd $ p.a. . Dies bei einem Steueraufkommen von umgerechnet 430 Mrd $ p.a. . Zinsaufwandsquote bezogen auf den japanischen Haushalt damit 51,5% (!!) – vermutlich Weltrekord für Staaten, die noch keine offizielle Insolvenz erklärt haben. Nach meinen Recherchen hat diese Quote bislang noch kein Staat ohne „Währungsreform“ (ugs.: „Staatsbankrott“) je lange überlebt. Aber das diesen Wahnsinn möglich machende Weltmonopol-Zwangsgeld bzw. Kreditfalschgeld der Notenbanken gibt es ja auch erst seit 42 Jahren. Und die japanische Opferbereitschaft per Bondkauf kommt noch hinzu. Nicht einmal die deutschen Michel-Schafe sind freiwillig derart opferbereit – leider erkennen sie jedoch ihre bislang noch getarnten Schlachthöfe namens ESM, Bankenunion, EZB-Schrottmonetisierung, Target2 usw. noch nicht als solche.
c) Sogenannte „Primärausgaben“ im Haushalt (also reguläre Haushaltspositionen noch ohne Zinszahlungen) = 703 Mrd $ p.a. ; oder 163% des Steueraufkommens...
d) Die Nettoneuverschuldungsquote im Gesamt-Haushalt inklusive Zinszahlungen (ca. 920 Mrd $) liegt nahe bei 50% (!) - übrigens damit nur leicht unter dem US-Wert von aktuell ca. 65% (!!) ; und die USA haben immerhin die größte Militärmacht der Welt und den mit allen Mitteln verteidigten Weltreservewährungs-Nimbus hinter ihrem Dollar. Beide Länder leben damit derzeit zu mindestens 100% über ihre Verhältnisse – eben auf Pump.
Simon Blacks Fazit zu alldem – noch ohne große Erörterung der japanischen Demographie und der nach wie vor ungelösten Situation in Fukushima: „These guys are running out of rope. And fast“.
=> Patriotische Durchhalteparolen werden Japan kaum retten. Und die BoJ tut ja schon (fast) alles, was sie kann. Ein wenig geht noch: Man könnte sicher auch eine Billiarde [=10 hoch 15; engl.: „quadrillion“] bzw. 1000 Billionen an Yen drucken – oder eben 10 Billionen $. Die Zinsquote im Haushalt würde dann zügig von den o.g. bereits perversen 51% auf 100% gehen. Japan hätte dann den ersten Haushalt der Weltgeschichte, bei dem die Bevölkerung Steuern nur noch für die Banken erarbeitet, denn dann werden nicht einmal japanische Hyperpatrioten noch privat japanische Staatsanleihen halten. In Deutschland wurde die direkte Privatemission von Bundesanleihen an Privat ja mangels Nachfrage der hier gar nicht so dummen Michel-Anleger schon vor einem Jahr eingestellt. Nur noch korrupte / idiotische LV-Manager, kurzfristig orientierte, weisungsgebundene und zu 0,x% refinanzierungsfähige Bankster (s.o.; die „obersten 2000“) oder eben Notenbanken kaufen heute noch Bundesanleihen in die Portfolia.
Wie lange noch? Nun, rein mathematisch und prozesstechnisch kann in einer Welt des fiat money der Konkurs des Weltfinanz-Systems noch eine Weile hinausgezögert werden. Selbst bei einer inzwischen erreichten Welt-Schuldenquote von 313% des „Welt-BIPs“ [Staat + Private + Unternehmen; davon immerhin fast 80 Prozentpunkte Staatssektor, was bei einer weltweiten Betrachtung inklusive aller eigentlich gar nicht verschuldungsfähigen Entwicklungsländer, 3./4.-Welt-Länder und „failed states“ enorm ist!].
Wie hier xmal und seit vielen Jahren immer wieder gezeigt, war das System bereits spätestens Mitte 2008 offen erkennbar am Ende – faktisch je nach Betrachtung schon 1971 (Ende der goldteilgedeckten Währungen), 1987 (Börsencrash), 1993 (Beginn der Goldpreisdrückung) oder auch mit dem Platzen der ersten ganz großen Kreditblase im März 2000. Ganz sicher aber 2008: In dieser schönen Grafik von „Querschüsse“ (Querschüsse-Abo kaufen) ist jedenfalls der stützende Eingriff der Notenbanken seit dieser Zeit wunderbar ablesbar:
=> Der hier gezeigte US-Aktienmarkt ist seit Mitte 2008 enorm hoch korreliert mit der Bilanzsumme der Fed; ebenso wie auch die Bondmärkte der Welt seit 2008 eine fast 100%ige Funktion der Geld(mengen)politik der Notenbanken sind. Planwirtschaft pur in den größten Märkten der Welt. Das geht schon lange „gut“ – aber definitiv nicht ewig. Japan könnte uns dabei den ersten Blick in den Orkus erlauben – wenn (wofür es Anzeichen gibt) der suizidale Patriotismus der Bürger an der heimischen Wirtschaftsfront nachlässt – und wenn auch die BoJ nicht noch mehr Kreditgeld rausfeuern kann, weil der „Abenomics“-Wahnsinn zunehmend die japanische Bonität und den Yen zerstört.