Ein informierender Kurzblog aus aktuell gegebenem Anlass. Seit heute raus: Die neuen Zahlen der NY Fed, wie viel treuhänderisch für fremde Zentralbanken gelagertes Gold die Fed im Monat Dezember 2014 an diese anderen ZBs ausgeliefert hat. Im Prinzip hätte das ein monatlicher Routinebericht sein sollen. Da per 2014 keine weitere Zentralbank außer der Deutschen Bundesbank und der Holländischen Zentralbank (DNB ) irgendwelche Abrufe aus NY vermeldet hat (ebenfalls keine Einlieferungen von Gold an die Fed), war die zu erwartende Zahl per 31.12.2014 eigentlich klar: 5989 Tonnen hätten es sein müssen. Diese Zahl hätte sich errechnet aus dem Stand per 31.12.2013 von 6196 Tonnen, vermindert um die schon im November vermeldeten Abgänge an die DNB von 122,5 Tonnen und um die 85 Tonnen Fed-Abgang, die die Bundesbank vor wenigen Tagen entsprechend als Zugang 2014 aus NY vermeldet hatte (ich berichtete).

Heute Nachmittag kamen also nun die Zahlen – und o Überraschung: Es wurde per 31.12.2014 ein Buchwert von 8,17 Milliarden Dollar (zum seit Mitte der 1970er Jahre unveränderten Buchkurs von 42,22 Dollar/Unze) des bei der Fed lagernd verbleibenden Goldes fremder Nationen vermeldet.

Dies entspricht 6019 Tonnen – und damit nur 177 Tonnen weniger als per Jahresende 2013! Es hätten aber mindestens 122,5 + 85 = 207,5 Tonnen sein müssen! Es fehlen in der heutigen Abgangsstatistik also etwa 30,5 Tonnen! :!:

Vgl. zum Nachvollziehen der obenstehenden Rechnungen diese von mir seit 2005 geführte Tabelle auf Basis der Fed-Meldungen der vergangenen 10 Jahre:

Mit anderen Worten: Die offiziellen Fed-Abgänge 2014 liegen UNTER den offiziellen ZUGANGS-Angaben der DNB und der BuBa! Dies schreit nach einer Erklärung! Da die Pressestellen von Fed und BuBa beim Gold aber chronisch langsam, nebulös oder ganz verschwiegen sind – hier kurz die mir einfallenden Optionen für dieses „Problem“:

1. Die holländische Nationalbank hat entgegen unseren sehr sicheren Vermutungen die 122,5 Tonnen aus NY doch NICHT im Jahr 2014 bezogen. Diese Option kann praktisch ausgeschlossen werden, da es dann nach meinen (Fed)Statistiken mindestens 2008 (!) gewesen sein müsste, dass sie die 2014 vermeldeten 122,5 Tonnen bezogen hat – oder wenigstens 30,5 Tonnen davon (vgl. Tabelle oben: seit 2008 gab es keine solchen signifikanten Abgänge von der Fed mehr). Dies dann ohne entsprechende Meldung seit sechs Jahren – ausschließbar!

2. Eine andere Zentralbank hat 2014 30,5 Tonnen Gold bei der Fed EINgeliefert. Welches Land aber würde das derzeit tun, da der Run auf das Fed-Gold doch in exakt umgekehrter Richtung abläuft? In meinem kommenden Buch zeige ich für 14 Nationen Gold-Abruf-Debatten von Fed oder BoE aus den vergangenen drei Jahren auf! M.E. ist die Option also unwahrscheinlich - aber nicht ganz ausgeschlossen! Seit mindestens 1999 (so weit zurück haben wir Daten) gab es keine Neu-Einlieferungen mehr bei der Fed in dieser Größenordnung. Die Ukraine wäre das einzige denkbare Land, aus dem 2014 Gold nach USA gekommen sein könnte - da hat man ja 2014 einiges expatriiert. Die Ukraine hatte noch Anfang 2014 über 42 Tonnen.

3. Die Deutsche Bundesbank hat 30,5 Tonnen der per Dezember 2014 vermeldeten 85 abgerufenen Tonnen aus NY erst im Januar 2015 physisch bezogen, so dass sie in der NY Abgangsstatistik per Ende Dezember noch nicht auftauchen. M.E. ist das fast ausschließbar – denn die BuBa hat ja die Abrufe explizit „per 2014“ vermeldet (siehe meine oben verlinkte Blogmeldung vom 19.1.2015). Vielleicht hinkt die Fed-Statistik der BuBa-Statistik hinterher. Das wäre aber massiv erklärungsbedürftig – mal sehen, ob Fed oder BuBa sich dazu äußern. Und ob die Januar-Abgangsstatistik (dann verfügbar am 28.2.2015) diese „Verzögerung“ überhaupt ausweist…

4. Die Bundesbank oder die DNB haben ihr (physisches?!) Gold NICHT von der Fed, sondern von einer anderen Einheit bezogen. Etwa von der BIZ (??), die ja angeblich der BuBa ihre „Expertise“ bei der Goldverlagerung verliehen hat, wie die BuBa vor einigen Tagen vermeldete. Vielleicht gehört ja zur „Expertise“ auch die Zurverfügungstellung von 30,5 Tonnen physischem Gold ab Basel nach Frankfurt? Dann hätte ggf die BIZ gleichzeitig einen entsprechenden (Buch?-)Gold-Anspruch gegen die Fed erworben?! Selbstredend würde diese Option allen Meldungen der Bundesbank, wonach wir unsere 60 Jahre alten Originalbarren von der Fed heimholen, zuwiderlaufen! Warum und ob diese Option also zutreffen könnte: komplett unklar – aber so sind eben die Zentralbanken... Aus diesem Grund fordern wir seit Jahren glasklare Transparenz anhand von zu veröffentlichenden Barrenlisten und eine sofortige Heimholung allen Goldes! :!:

5. Die Fed lügt in ihrer Statistik. Ausschließbar?

6. Die DNB lügt. Ausschließbar?

7. Die Bundesbank lügt. Ausschließbar?

8. Alle lügen. Ausschließbar?

To be continued. Das Thema wird nicht weggehen. Erwarten Sie im Frühjahr das „Standardwerk“ zum Thema in vielhundertseitiger Buchform!

********
Siehe auch: Koos Jansen-Bericht zum gleichen Thema.