Kaum war der gestrige Blog geschrieben, da machten die totalitären Weltregierer und Makroklempner sofort munter weiter; siehe unten eine aktuelle FAZ-Meldung: Der Sozialismus im Anleihemarkt soll institutionalisiert werden. Maastricht und der gegenseitige Haftungsausschluss und die No-Bailout-Klausel sind nach wie vor gültiges Recht - aber offenbar ohne Anwendungsbereich! Trichet ist endgültig komplett auf Kommissions-Linie eingeschwenkt. Die Kommission will nun also Exekutive, Legislative und Notenbank in einem werden. Die EU-Judikative ist ihr ohnehin hörig. Die nationalen Regierungen der "souveränen" EU-Mitgliedsstaaten werden praktisch nichts mehr zu melden haben. Seit Montesquieu nennt man ein System ohne Gewaltenteilung und ohne Anwendung geltenden Rechts landläufig totalitäre Diktatur.
Auszug aus: "EZB plädiert für Europäischen Währungsfonds"
"Die Europäische Zentralbank hat vorgeschlagen, eine Kriseninstitution für den Euro-Raum zu schaffen. In wichtigen Punkten stimmt sie mit dem von Ökonomen und Politikern ins Spiel gebrachten 'Europäischen Währungsfonds' überein. 'Nach der Erfahrung der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg müssen wir über den Stabilitätspakt hinausgehen' , sagte Trichet und forderte eine Stärkung der EU-Kommission. „Sie sollte größere Verantwortung tragen bei der Formulierung von Vorschlägen, die dann nur einstimmig von den Mitgliedern des Rats modifiziert werden können.
Die EZB vermeidet den Begriff 'Währungsfonds'. Gleichwohl ähnele die vorgeschlagene Institution stark dem von ihm und Daniel Gros aufgebrachten 'Europäischen Währungsfonds', sagt Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Mit einem solchen Instrument könne man wie bei einer Restrukturierung den Anlegern anbieten, gefährdete Positionen zu einem Abschlag loszuwerden. Der von der Institution gebotene Preis könne so gesetzt werden, dass dem Finanzgewerbe keine gefährlichen Einbußen abverlangt würden. 'Der Vorschlag der EZB geht in Richtung eines institutionalisierten Krisenmechanismus', bestätigt Jürgen Michels von der Citigroup. Das sei eine Kurskorrektur. Zudem tritt ein Gegensatz zur Deutschen Bundesbank zutage. "
=> Planwirtschaft und "socialism for the banks" in Reinkultur. Man beachte, dass sogar schon in dieser unverdächtig-euphemistisch formulierten Meldung ("anbieten"; "keine Einbußen abverlangen"...) solche Hämmer und bisherige Tabus drinstehen wie
- "Restrukturierung von Anleihen"
- "Mit Abschlag loswerden"
=> Frei aber sinngemäß in klares Deutsch übersetzt bedeutet dies:
- Die Realität der Märkte und deren freie Preisfindung wird nunmehr institutionalisiert-planwirtschaftlich ignoriert und abgeschafft.
- Die Hütte -sprich die EUropäischen Volkswirtschaft- brennt ganz offenbar.
- Das gesamte Bankensystem ist akut gefährdet durch nach wie vor riesige und noch nicht vorgenommene Wertkorrekturen auf PIGS-Anleihen und andere toxische Anlagen.
- Die EZB will in völlig intransparenter Weise ...
- ... mit theoretisch unlimitierten Mitteln aus der Druckerpresse ...
- ... selektiv einigen "systemrelevanten" Playern ("Anlegern") ...
- ... deren toxische und völlig überbewertete Anlagen abnehmen ...
- ... dies im Falle der Systembanken mit minimalem Abschlag ...
- ... und mit etwas größeren Abschlägen im Falle der "Wohlverhalter" und
sonstigen Systemträger ...
- ... und sie wird nicht kooperierende "Anleger" auf diesen Assets sitzen lassen ...
- ... von den kleinanlegenden Menschen ganz zu schweigen ...
- ... denen niemand auch nur einen Cent ihrer Verluste ersetzen wird ...
- ... denn auf ein "Verlust-Ersetzen" (="Schenken") läuft es hier eindeutig hinaus!
=> Der freie Markt wird über diesen Bankensozialismus der Systemnomenklatura nunmehr sogar an den bislang liquidesten Märkten überhaupt (= den Anleihemärkten) offiziell außer Kraft gesetzt. Kleine EZB- und Politik-Kungelrunden werden mit den Too-big-to-fail´s, den Too-PIG-to-fail´s und mit den Politiker-bestechenden Banken im Hinterzimmer mehr oder weniger gute Deals mit den Banken aushandeln und deren Verluste über die Inflation und die Steuerumlagen sozialisieren.
Und nicht vergessen: All das geschieht über die Notenbank eines gemäß BVerfG nicht existierenden EU-Staats, der sich selbst ebenso wie seine Notenbank praktisch komplett einer demokratischen Kontrolle oder auch nur einer Offenlegung seiner Aktionen entzieht!
PS: Zum Begriff des "Sozialismus" haben mich schon gestern Zuschriften erreicht. Darum folgender Hinweis mit der Bitte um Beachtung: Mit "Sozialismus" ist bei mir fast immer die heutige "real existierende Zentralbank-Planwirtschaft" gemeint! Bitte lesen Sie meine genaue Definition aus dem Finanzbrief vom Dezember 2004 *) nochmals durch. Ebenso treffend wäre übrigens der Begriff des "Neofeudalismus", in den wir derzeit eindeutig reinlaufen!
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*) "Der in Lemberg (Österreich-Ungarn, heute Ukraine) geborene Mises musste im Laufe seines Lebens nicht nur vor dem Sowjet-Sozialismus, sondern wegen jüdischer Herkunft auch noch vor dem National-Sozialismus fliehen. Er differenzierte in seinen Schriften auch kaum zwischen diesen verschiedenen Varianten des Sozialismus: Er erkannte identische Eigenschaften und Ziele der sozialistischen Systeme:
- alle sind zentral gesteuert
- alle versuchen, Marktpreise als Steuerungsmechanismus auszuschalten
- alle dienen selbsternannten Eliten
- alle sind demokratiefeindlich
- alle machen den Bürger unselbstständig, abhängig und unfrei…
- … alles zu dessen „bestem“ oder „zum besten des Kollektivs“
- alle sind Feinde des Individualismus
=> Wäre er nicht 1974 gestorben, Ludwig von Mises hätte in der heutigen pervertierten zentralbankgelenkten Kapitalwirtschaft alle diese Eigenschaften wieder erkannt! Er hätte unzweifelhaft dieses global-planwirtschaftliche System ebenso bekämpft wie die offen sozialistischen Systeme zu seinen Lebzeiten. ... Mittlerweile ist zwar der real existierende Sowjet-Sozialismus tot. Der monetäre Sozialismus jedoch lebt und wütet noch. Zentraler Interventionismus, Kollektivismus, Dirigismus und Planbarkeitswahn waren nicht nur die Ursachen für das Ende der offen sozialistischen Systeme; sie werden auch unser heutiges System letztlich zerstören – mit bitteren und möglicherweise totalitären Konsequenzen."