Schweiz: Eliten setzen beim Goldreferendum ihren Willen durch
Die herbeigezwungene Niederlage macht Gold als gutes Ersatzgeld mittelfristig noch attraktiver
Wertstabiles Geld hat in (oberflächlich betrachtet) „normalen“ Zeiten leider keine institutionelle Lobby. Auch in der Schweiz leben Funktionäre aller Institutionen letztlich vom uferlos druckbaren ungedeckten Papiergeld. Und so stellten sich fast alle abhängigen Massenmedien und alle Parteien inklusive sogar der SVP gegen die Forderungen der Goldinitiative – und setzten sich beim gestrigen Referendum mit ihrem „Nein“ auch durch.
Eine kluge Minorität der Schweizer legte zwar auch gegen den expliziten, geradezu drohenden Rat dieser Institutionen durchaus Wert auf einen starken Franken mit einer zumindest potenziellen Teildeckung durch Gold. Zu lagern im eigenen Land: Wie bedeutend und akzeptiert diese Forderungen weltweit sind, belegt nicht zuletzt die erstaunlich schnelle Teil-Heimholung des niederländischen Goldes durch die Nationalbank vorige Woche, nachdem in Holland ebenso wie etwa in Deutschland die Zweifel an einer unkompromittierten Lagerung des Staatsgolds im Ausland zu groß geworden waren.
Trotzdem haben sich die Initiatoren am Ende nicht durchgesetzt. Eine wichtige Rolle spielte dabei, dass sich die sonst so zurückhaltende Schweizer Nationalbank an der medialen Schlammschlacht gegen die Initiative beteiligte. Nach einer Untersuchung de FÖG / Uni Zürich war die riesige Mehrzahl der Berichte zur Goldinitiative zum Teil extrem abwertend konnotiert! Es ging um viel für die globale Papiergeld-Elite. Und es ging nochmals „gut“. Ein qua Bürgerwille dauerhaft faktisch goldgedeckter Franken hätte die (am Ende ganz sicher vergeblichen) international abgestimmten planwirtschaftlichen „Rettungsaktionen“ per Gelddruck früher beendet als es die Bank-Eliten zulassen wollten.
Der Arm der Bankenlobby reicht weit: Sie setzte ihre ganze Publikationsmacht ein, um gegen die Schweizer Initiative mobil zu machen. So hatte etwa die Deutsche Bank ein als „Analyse“ getarntes „Empfehlungsstück“ verfasst, in der der SNB für den Fall eines verlorenen Referendums ernsthaft diverse moralisch oder gar juristisch bedenklichen Methoden vorgeschlagen wurden, wie im Falle eines „Ja“ physische Goldkäufe vermieden werden könnten bzw. wie sich die absurd-planwirtschaftliche Untergrenze des EUR-CHF-Wechselkurses selbst bei einem künftig wieder mit Gold „teilgedeckten“ Franken weiter würde verteidigen lassen.
Die Papiergeld-treuen Massenmedien schafften es, das -zwar taktisch unkluge aber angesichts der unrühmlichen Goldverkaufs-Historie der SNB verständliche- angebliche „Verkaufsverbot“ im Initiativtext zu einer großen Bedrohung der Handlungsfähigkeit der SNB bei der angeblichen Stützung der Schweizer Industrie durch einen schwachen Franken aufzubauschen. Diese taktische Schwäche im Initiativtext hat leider viele Prozentpunkte gekostet.
Für das Linsengericht der vermeintlichen Stützung der Schweizer Export- und Tourismusindustrie haben also die Schweizer mittelfristig ihren Franken aufs Spiel gesetzt. Die Gold-Initiative wollte präventiv das Problem der Entwertung der Kaufkraft des Schweizer Franken verhindern. Dieses Problem war aber offenbar für viele Menschen noch nicht erkennbar genug; und das dürfte es den Initiatoren erschwert haben, eine Mehrheit zu bekommen. Ein ähnliches Problem hatten wir übrigens auch damals 2011/12 bei der Mobilisierung des Volkes gegen den ESM: Das Thema war zu abstrakt, die Folgen scheinbar noch zu weit weg... Leider gelingt es den munter weiter aufschuldenden Staaten seit Jahren und vielleicht noch bis zum Tag x-1, die sich auftürmenden Gefahren für Währungen durch Schuldenberge und billionenschwere ungedeckte „Garantiekonstruktionen“ bei gleichzeitigem Goldverkauf vor den Bürgern zu verschleiern. Ohne diese massenmedial gedeckte Verschleierung wäre das Kreditgeldsystem schon seit vielen Jahren am Ende. Wie schon Henry Ford vor 90 Jahren sagte: „Wenn die Menschen wüssten, wie unser Geldsystem funktioniert, dann hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh". Noch wissen sie es aber nicht – oder wollen es zum Teil auch nicht wissen. In der Matrix lebt man offenbar schöner - und nur ehrlich berichtende Medien könn(t)en die kurzfristig denkenden Bürger aufrütteln und aus der Matrix des Konsumrauschs im Jetzt und Hier rausholen.
Eine solchermaßen offenbarte hohe Zeitpräferenz (Befriedigung durch Konsum in der Gegenwart wird erheblich höher bewertet als Befriedigung erst in der Zukunft) ist übrigens gemäß Österreichischer Schule bereits eine Folge viel zu niedriger Zinsen: Wer auf Kredit fast ohne Kosten heute schon alles bekommen kann, der wartet eben nicht, bis er das Kapital durch vorhergehende Arbeitsleistung angespart hat. Die üblichen Verweise auf die „kollektiv korrupten“ und dummen Bürger greifen also zu kurz: Diese „Dummheit“ ist nicht alleine die Schuld der egoistisch-kurzfristig denkenden Massen, sondern bereits eine Folge des künstlich viel zu niedrigen Preises für Kapital. Wie schon oft aufgezeigt, leben wir inzwischen in der End-Phase eines fast 45-jährigen Aufschuldungszyklus reinen fiat moneys, in dem die Verwerfungen von der Zinsfront her auf die ganze Gesellschaft und sogar auf die Psychologie der Massen übergreifen. Die normalerweise geringe Zeit- bzw. Gegenwartspräferenz der Menschen hängt (nicht nur aber) stark vom Zins ab. Wenn der nicht natürlich (frei) vom Markt gefunden werden kann, weil er von Zentralbanken planwirtschaftlich-künstlich gedrückt wird, dann verhalten die Menschen sich innerhalb dieses falsch vorgegebenen Rahmens (!) völlig rational - ihre Zeitpräferenz bzw. ihr Bedürfnis nach sofortigem Konsum in der Gegenwart steigt dramatisch! Mit allen Verarmungs-Folgen für eine dann kaum noch langfristig investierende und planende Gesellschaft, die in diesem uralten griechischen Sprichwort wunderbar zum Ausdruck kommen:
„Gesellschaften werden groß, wohlhabend und bedeutend, wenn alte Männer Bäume pflanzen, obwohl sie genau wissen, dass sie niemals mehr in deren Schatten werden sitzen können.“
Oder eben die Folgen der Ignorierung dieser Weisheit in Baaders Worten: „Wir werden nachhungern müssen, was wir vorausgefressen haben!“
Nach gewonnener Schlammschlacht kann die SNB nun zunächst so weitermachen wie bisher: Nicht nur wird sie weiterhin viel zu wenig Gold im eigenen Land halten; sie wird auch weiterhin in unbegrenzter Höhe Franken drucken können, um „koste es was es wolle“ die o.g. Untergrenze von EUR/CHF mit aller Macht zu verteidigen. Noch am Sonntag des Referendums (!) hat die SNB ihren Willen dazu noch einmal bekräftigt. Seit 2011 mussten alleine für diesen absurden Kampf über 450 Mrd CHF aufgewandt werden!
Die vom „Nein“-Lager so vehement beschworene „Handlungsfähigkeit“ der SNB ist durch diesen langfristig nur um den Preis enormer Inflation zu gewinnenden Kampf viel gefährdeter, als es eine 20%ige Golddeckung des Frankens je geschafft hätte! Der Franken ist ab sofort nur noch ein Derivat des Euro; die SNB muss jeden noch so extremen Schritt der EZB zur Schwächung der Währung sofort nachvollziehen. Die Schweiz hat also schon zunächst 2011 - und nun endgültig ihre Souveränität in Währungsfragen verloren.*) Für Anleger fällt mit dem Franken eine wichtige und bislang sichere Alternative für ihr Geld dauerhaft weg!
Die Institutionen der Schweiz haben am vergangenen Sonntag die Schweizer Bürger nicht nur zu einer Aufgabe der Schweizer Währungssouveränität genötigt. Nein – sie haben indirekt Gold als einen der nun allerletzten sicheren Häfen sogar noch attraktiver gemacht. Gold wird also auch unabhängig vom Referendum tun, was ein totes Metall eben tun muss: ruhig weiter seine Bahn ziehen – die aber bald wieder nach oben führen wird, je mehr Papiergeld nun gedruckt werden wird (vielleicht liegen die Jahrestiefs bereits hinter uns). Egal ob Franken, Euro, Dollar oder Yen. Als globale und stabile Anlagealternative ohne Ausfall-Risiko bleiben nur noch Sachwerte oder Edelmetalle.
*) Eben (11.15 Uhr) kam dazu passend noch diese Meldung von Bloomberg rein (noch kein Link): „Nun [nach dem Referendum] konzentriert sich die Arbeit [Sic: „Arbeit“ - also mehr Franken drucken, Anm. PB] der eidgenössischen Währungshüter wieder verstärkt darauf, die Auswirkungen aus dem Stützungsprogramm der Europäischen Zentralbank einzudämmen. Die Franken-Deckelung wird nach Ansicht von Strategen weiterhin von Spekulationen bedroht, dass die EZB Vorbereitungen trifft, das Euro-Angebot durch Käufe von Staatsanleihen zu erhöhen, was auf den Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung drücken würde.“
=> „Verstärkter Wille“ der SNB also am heutigen Montag. Quod erat demonstradum. Aber ein paar Monate oder gar Jahre und eine weitere Verdopplung oder Verdreifachung der Franken- bzw. Devisenmenge auf der SNB-Bilanz sind durchaus noch möglich, bevor dann auch der Franken eine inflationäre und für die Menschen fatale Weichwährung ist. Wie sagte Leni Riefenstahl damals 1935/36 - als hätte sie den Krupp-stählernen SNB-Willen von 2014 vorausgeahnt: „Wir brauchen einen Triumph des Willens“. Wie solche von totalitären Zentralplanern und Sozialisten ausgerufenen [vorläufigen] Triumphe über den Markt und damit gegen die Menschen immer ausgehen, könnte man bei richtigem Studium der [Geld- und Macht-]Geschichte eigentlich wissen...