8. Januar 2013. Heute vor genau einem Jahr ist der große Denker und wortgewaltige Freiheits-Autor Roland Baader verstorben, der wie die meisten „Österreichischen“ Ökonomen Gold nicht nur als ganz eigene Anlageklasse und auch nicht nur als wahres (da von den Menschen freiwillig gewähltes) Geld angesehen hatte, sondern aufgrund der über allen politischen Machtstrukturen stehenden Eigenschaften von Gold (und Silber) auch als „materialisierte Freiheit“. Zeit daher, den gleichnamigen Artikel an dieser Stelle auch im Internet zu veröffentlichen, der erstmals in der März-Ausgabe 2012 des „eigentümlich frei“ Magazins erschienen war. Ich danke Herausgeber André Lichtschlag für die freundliche Freigabe des Textes anlässlich dieses ersten Todestags von Baader. Hier der Link zum Original-pdf des Artikels; nachfolgend der Artikel im Textformat.

***********

Roland Baader und das Gold: Materialisierte Freiheit
von Peter Boehringer, Feb. 2012

Roland Baader bezeichnete in seinen Schriften Gold als das natürliche Geld, was es aus unverrückbaren physikalischen, historischen und psychologischen Gründen auch ist. Zwar war das tote Metall für einen Denker wie ihn nie Endziel, aber doch das einzige Mittel, den Leviathan Staat dauerhaft auf Diät zu setzen und so wirkungsvoll seine Macht zu beschränken.

Die enorm hohe gesellschaftliche Bedeutung, die Gold aus dieser völlig richtigen Grundannahme heraus für Baader hatte, lässt sich an vielen Stellen und Fremdzitaten in seinen weitsichtigen Werken ablesen. So zitiert er etwa Hans Sennholz in „Geld, Gold und Gottspieler“: „Die Vorstellung, dass ein wachsendes Geldvolumen wirtschaftlich und gesellschaftlich wohltätig und wünschenswert wäre, ist einer der größten Irrtümer unserer Zeit. Dieser Irrtum hält sich seit Jahrhunderten. Er hat zahllose Währungen ruiniert, unbeschreibliches Leid über die Völker gebracht und gesellschaftliche und politische Umbrüche erzeugt.“

Baader selbst sagt: „Goldgeld ist der einzig wirksame Schutzzaun gegen Ausbeutung und Versklavung. Wichtiger als geschriebene Verfassungen, die gebrochen werden können wie alle auf Papier gedruckte Versprechungen.“ Und: „Das Aufgeben des staatlichen Papiergeldstandards ist eine Frage des Überlebens unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Der Absturz ist programmiert – und mit ihm unsägliches Leid der Völker.“

Schließlich zitiert Baader auch Ferdinand Lips in „Geldsozialismus“: „Das Aufgeben von
Gold als Geld ist der wichtigste oder einzige Grund dafür, warum unsere Welt ein gefährlicher Ort geworden ist. Meiner Meinung nach ist es die größte Tragödie in der Geschichte der Welt
.“

Baaders Letztwerk „Geldsozialismus“ ist in Gänze schlechtem Geld als Ursache der aktuellen Finanzkrise und privatem Goldgeld als Rettungsmittel gewidmet. Das Timing dieser nachdrücklichen Mahnung Baaders in Buchform im Jahr 2010 ist kein Zufall, denn spätestens seit Mai 2010 machen sich nun auch die bürgerlichen Mittelschichten angesichts des „Rettungssozialismus“ (EFSF) zugunsten der Banken Sorgen um unsere Marktwirtschaft, unseren Rechtsstaat und um die Geldwertstabilität.

Wer den Markt verhöhnt, der verachtet damit die Menschen.“ Baader hätte diesen „Freiheitsfunken“ auch anders formulieren können: „Wer Gold als freies Marktgeld manipuliert, verachtet und verarmt damit auch die Menschen.“

Die Forderungen aus dieser Analyse heraus sind darum unmissverständlich: Man muss zwar kein aktiver Kämpfer für einen – gar staatlich verfügten – Goldgeldstandard sein. Gold als Geld hat seit 5.000 Jahren keinerlei institutionelle Förderung benötigt. Dekrete für „gesetzliches Goldgeld“ wären nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich. Der zu führende Kampf ist jedoch unbedingt der gegen alle bevormundenden Monopolgesetze zum Schutz des staatlichen Zwangsgelds. Gold als Geld ist zwar nicht perfekt. Aber ein Geschöpf, das der freie Markt immer hervorbringt – wenn man ihn denn lässt. Falls ein künftiger freier Geldmarkt andere freiwillig akzeptierte Währungen hervorbringen würde, dann wäre es Baader auch recht gewesen. Roland Baader war wie so oft auch bei der Goldfrage pragmatischer Aktivist: Der Weg hin zu privatem Goldgeld musste einfach gegen alle Widerstände irgendwo begonnen werden: „Von entscheidender Bedeutung ist, dass ein erster Stein aus der Mauer des staatlichen Geldmonopols herausgebrochen wird, dass der intellektuelle Angriff auf das zerstörerische ‚fiat money’ irgendwo beginnt. Alle Anstrengungen sollten sich darauf richten, die rechtliche Verankerung des staatlichen Papiergeldes als einzig zulässigem gesetzlichen Zahlungsmittel aufzuweichen.

Gold ist das einzige machtfreie Geld, da als „totes Metall“ per Definition völlig ambitionslos, absichtslos und unbestechlich. Dies gilt, auch wenn manche Schreiber etwas anderes behaupten, indem sie illegitimerweise dem Tauschmittel Gold die bösen Absichten der Mächtigen zuschreiben. Machtpotentaten waren in der Geschichte aber nie wegen Gold, sondern immer trotz Gold böse. Sprüche vom „Gewaltmetall Gold“ belegen eine fatale Verwechslung von Ursache und Wirkung und eine völlig falsche Geschichtsdeutung, der etwa auch der Autor Paul C. Martin erliegt. Der machtarme Minimalstaat jedenfalls ist nur über machtloses und knappes Goldgeld zu schaffen und zu erhalten. Dass Gold von Potentaten missbraucht und der Goldstandard zum stetigen Nachteil der Menschen immer mal wieder in der Geschichte abgeschafft werden konnte, belegt keinesfalls das Gegenteil.

Macht erfordert zwingend Geld, weil man sich damit entweder Soldaten kaufen (totalitäre Variante) oder Abgeordnete und Claqueure bestechen kann (parlaments-demokratische Variante). Zu Geld aber kommt man nach Baader auf drei Wegen: arbeiten, betteln oder rauben. Der Staat wählt immer den dritten Weg, wobei der „Raub“ per Besteuerung im Minimalstaat noch eine gewisse Rechtfertigung hat. Beraubung per Inflation aber niemals, denn sie trifft immer die Schwächsten jeder Gesellschaft überproportional. Gold als Geld verhindert diesen kriminellen Raub.

Neben dem Papiergeld selbst ist auch das Bruchteilsreserve-Banking Betrug: Wenn viele Einleger ihre Einlage gegen das ihnen zustehende echte Warengeld einlösen wollen, kann eine Bank im Bruchteilreserven-System ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Zudem verlangt und vereinnahmt eine solche Bank auf die heutzutage zu über 95 Prozent unhinterlegten Kreditsummen reale Zinsen. Nicht existentes oder virtuell aus dem Nichts kreiertes Geld bereichert ganz real. Das ist der größte Betrugsteil des heutigen Systems. Ein zu 100 Prozent goldgedecktes Geldsystem würde auch diesen Betrug erheblich erschweren, denn eine illegal „fractional banking“ betreibende Bank wäre sehr schnell insolvent und würde zusammenbrechen.

Der Transfer dieser Erkenntnis auf die ganze Volkswirtschaft war für den Nationalökonomen Baader dann natürlich ein Selbstläufer: „Wenn früher böse Buben Frösche aufgeblasen und zum Platzen gebracht haben, nannte man das Tierquälerei. Wenn heute Zentralbanken und Regierungen dasselbe mit ganzen Volkswirtschaften machen, nennt man das moderne Geld- und Konjunkturpolitik.

Gold schützt ehrlich erworbenes Eigentum. Also dasjenige, das durch Arbeit und Minderkonsum angespart wurde – und eben nicht die ohne marktfähige Gegenleistung von Banken aus dem Nichts erlangte illegitime „Seigniorage“. Ehrlich erworbenes Kapital kann und darf legitimerweise individuell verwahrt und natürlich auch investiert werden. Der Mensch will und muss für sein Überleben in Alter, Not, ungeplanter Einsamkeit, Winter, Krankheit vorsorgen. Das ist ein Menschenrecht – und zugleich eine Überlebensvoraussetzung nicht nur des Einzelnen, sondern auch ganzer Gemeinschaften. Diese Trivialität geriet erst seit den opulenten und durch das Betrugsgeld materiell und geistig verzerrten Zeiten des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit.

Fazit: Roland Baader hat sich bei der Analyse von Problemursachen immer wieder konsequent auf das Geldsystem bezogen. Selbst der erste und nach eigener Aussage einzige Internet-Kommentar seines Lebens (im Goldseitenblog) hatte eben diesen Tenor: „Faules Geld ist schuld.“

Baader hatte trotz eigener Internet-Abstinenz nicht zufällig auf Angeboten wie Goldseiten.de viele Fans. Hier beispielhaft und abschließend nur zwei Netzkommentare: „Roland Baader hat mich vor der Klapse bewahrt. Hätte ich seine Bücher früher kennengelernt, hätte ich mir zwei Therapien sparen können. Von Sozialstaats-Fanatikern umgeben dachte ich, ich sei ‚nicht richtig‘. Roland Baader hat schlicht und ergreifend meine Wahrnehmung und meine Realität bestätigt und mich dadurch vor dem Verrücktwerden bewahrt. Für mich ist Roland Baader darum mehr als ein Freiheitskämpfer. Er ist mein Lebensretter.“ Und: „Es gibt einen Buchautor, dem ich einen zweiten ‚Geburtstag’ zu verdanken habe. Das ist Roland Baader. Er hat mir eine völlig neue, klare Sicht auf die Welt ermöglicht und eine tiefe persönliche Verunsicherung aufgelöst. Die Verunsicherung darüber, dass das, was man so las, hörte und (fern-) sah, sich im krassen Widerspruch zum eigenen Empfinden und Erfahren, zur eigenen Realität, befand.“


Foto: Baaders „heilige Halle“ im badischen Waghäusel, 2011