Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich als Silberbug für einen Monat aus dem Internet ausgeklinkt und den Silberpreis nicht beobachtet - auch nicht via Zeitung. Vom 5. April bis zum heutigen 5. Mai waren Sie auf Südsee-Reise - finanziert zB über die Silber-Kursgewinne von September 2010 bis März 2011. Sie schalten also heute morgen den PC an und sehen ... nichts. 38 $/oz - business as usual: exakt der Preis pro Unze, bei dem Sie vor vier Wochen den PC abgeschaltet hatten.

Und dann lesen Sie die Artikel zu Silber und zur CME und zur Comex nach, die Sie verpasst haben. Zuerst übertriebene Euphorie - und seit vorgestern nun geradezu Panik und Häme im Mainstream und zum Teil auch in den Foren. Alles nur ein Sturm im Wasserglas also? Nein - keineswegs: denn unter der auf Monatssicht per saldo völlig unspektakulären Kursoberfläche hat sich inzwischen ein Krieg abgespielt, der mit allen denkbaren Mitteln des Papiersilbers -und natürlich auch mit den bekannten Mitteln der physisch nicht vorhandenen "unallocated accounts" ausgefochten wurde und wird.

Zeitweise gingen an der Comex an einzelnen Tagen mehr als zwei Weltjahres-Produktionen an Silber um. :!: Es wurde wie schon seit Jahren auch diesmal wieder in den dünnsten Handel hinein heruntergeprügelt und manipuliert. Am 1. Mai mal eben um 12% in 15 Minuten!

Und die gehebelten Long-Spekulanten werden nun in einer präzedenzlosen Kaskade von seit heute Nacht 5 (in Worten: FÜNF) Marginerhöhungen in nur 7 Handelstagen herausgespült. 88| Die letzte davon wird mit dem Handelsbeginn am 10. Mai wirksam. Ich behaupte, jeder weitere Versuch der Drückung auf diesem Margin-Weg wird erfolglos sein. Jeder gehebelte und nicht ausreichend liquide Long-Spekulant in Silber ist bis dahin per Margincall aus seinen Papiersilber-Positionen verjagt worden. Wer es nicht ist, ist eine "starke Hand" und wird nicht mehr verjagt werden können. Das Verhältnis von Margin zu Kontraktgröße hat sich in 4 Wochen auf über 11% verdoppelt - ein sehr lange nicht mehr gesehener Wert.

Fassen wir den aktuellen Stand zusammen: Ein Silberfuture-Kontrakt an der CME muss ab sofort mit 21.600 Dollar hinterlegt werden. Daraus errechnen sich (bei einem Kontraktvolumen von 5000 oz Silber zu derzeit 38,50 $/oz) die o.g. 11%. Die CME kommt von gut 8000 $/oz Margin noch vor gerade einmal einem Monat... Begründet wurden die inzwischen fünf Erhöhungen aber wie immer durch das "erhöhte Risiko wegen der gestiegenen Preise". Mehr als 150% Marginerhöhung :!: werden also "begründet" mit einem "Risikoanstieg" um genau 0% (NULL Prozent). XX( [Und es komme kein Future-Experte mit dem Argument "Aber die böse Volatilität! Die ist doch explodiert, blubb blubb blubb" - sonst müssen wir mal wieder Markowitz´ abstruses Dogma "Vola = Risiko" zerfetzen.]

=> Kann man offensichtlicher Lügen und manipulieren? Während die erste und vielleicht auch die zweite Erhöhung der Margin noch mit dem kurzfristigen und sehr schnellen Spike des Silberkurses von 38 auf fast 50 $/oz gerechtfertigt werden konnte, wären seit nunmehr drei Handelstagen Margin-REDUKTIONEN fällig gewesen. Stattdessen erhöht die CME zum nunmehr fünften Mal die Sicherheitsleistung und entlarvt sich so für alle Welt sichtbar als Teil der Silbermanipulation. Was freilich für langjährige und objektive und politisch inkorrekte Marktbeobachter keine News darstellt...

Die Panik der Kabale ist mit Händen zu greifen. Die Grenzen der Papiersilberspiele sind fast erreicht. Der Markt ist nunmehr fast im "show me"-Modus - sprich er will Physisches sehen. Je mehr der Preis künstlich gedrückt wird, desto mehr davon. Das Smart Money lässt sich nicht mehr von diesen so offensichtlichen Preisdrückungen beeindrucken und kauft umso mehr physisch. Die Kabale ist daher kurz davor, sich mit ihren Papiersilberspielchen selbst zu schädigen, denn nichts fürchtet sie mehr als physisch allokierte Käufe. Weitere Drückungen wären ein klassisches Eigentor.

=> Ich behaupte daher, dass wir -wie im vorigen Blog bereits gemutmaßt- die Tradingrange der kommenen Monate nunmehr wie folgt eingrenzen können: 35$ bis 52$ dürfte eine gute Schätzung sein. Es ist unsicher, ob die Edelmetall-Handelshäuser Comex-Silberpreise unter 35$ überhaupt noch weitergeben würden. Die Alternative bzw. besser die Folge noch tieferer Preise wäre Materialknappheit wie 2008 oder eben ein preislich gespaltener Markt zwischen lächerlich niedrigen Comex-Kursen und gänzlich anderen Kursen im physischen Markt. Zwar wird eine solche Spaltung auch von geschätzten schreibenden Kollegen seit Jahren immer mal wieder prognostiziert. Ich glaube jedoch nicht daran, denn ein gespaltener Markt bedeutet, dass einer der beiden Märkte seiner originären Aufgabe "faire Preisfindung" nicht nachkommt - und sich so obsolet macht. Das kann und wird die Comex nicht riskieren.

Die Tradingrange bis Sommer ist abgesteckt. Der Markt atmet nach einem fulminanten Anstieg und einer spektakulären Neubewertung seit September 2010 (von 17$ auf 49$) derzeit einmal aus. Das gehebelte schnelle Geld wurde und wird noch ein paar Tage aus dem Markt gedrängt - vor allem auf der Longseite, denn die 2-3 großen Shorties haben unendlich tiefe Taschen.

Noch 2011 wird sich die enorm starke physische Nachfrage durchsetzen. Vom unhandlichen und noch immer relevanten Wort "Post-Hunt-High" dürfen wir dann endlich zum im Rohstoff- und Edelmetallmarkt inzwischen gewohnten Begriff des "Alltime-High" wechseln.

Das Smart Money wird nun langsam aber sicher wieder weitere Positionen aufbauen. Das sind die viel zitierten starken Hände, die auch schon und gerade 2008 bei einstelligen Kursen das Silber-Material eingesammelt haben. Ebenso die damals in absurdeste Tiefen geprügelten (wenigen) guten Silberminen. Die Kabale wird die aktuelle Schlacht um das ATH noch 2011 verlieren. Den Krieg wird sie aber selbst dann noch nicht aufgeben. Man muss befürchten, dass er eines Tages mit physischen Handelsverboten oder -einschränkungen weitergeführt wird. Dies vermutlich aber erst bei dreistelligen Kursnotierungen.

Die Schlacht um Stalingrad Silber ist natürlich nur eine -wenn auch eine recht entscheidende- um das Papiergeldsystem an sich. Wenn die Silberfront fällt, fällt auch Berlin die Goldfront kurz danach. Echte Gelder sind korreliert. Und das Fanal einer Silberpreis-Explosion würde über den Goldpreis letztlich auch in die Märkte der Staatsanleihen leuchten und klar aufzeigen, wie absurd das dortige Billionen-schwere Ponzi-Spiel ist. Guido Hülsmann erläuterte daher schon 2008, wie und warum der Krieg um das Papiergeld mit wirklich allen Mitteln geführt wird:

"Paper money has never been introduced through voluntary cooperation. In all known cases it has been introduced through coercion and compulsion, sometimes with the threat of the death penalty." *)

=> Das ungedeckte Kredit-Geldsystem konnte nur mittels Zwang eingeführt werden. Und so ist es irgendwie in perfider Weise "logisch", dass das unnatürliche Zwangs-Monopolgeld auch mit allen brutalen Mitteln verteidigt wird. Gold und Silber stehen dem Papiergeld seit 100 Jahren im Weg. Silberinvestoren sollten sich immer bewusst sein, dass sie nolens volens Teil dieses übergeordneten Kriegs der Gewalt gegen die natürlichen Marktkräfte sind. Die Natur wird seit Jahren von der manipulierenden Macht vergewaltigt. Und alle sogenannten "unabhängigen Regulatoren" (think: CFTC...) sind untätig bzw. parteiisch bzw. korrupt bzw. Teil des Machtkampfes. Die Silberschlacht seit Herbst 2010 ist eine gefährliche und volatile - letztendlich aber notwendige und lohnende Entscheidungs-Schlacht.

*******
*) Hülsmann, G: "The Ethics of Money Production" [Ludwig von Mises Institute, Auburn, USA Alabama]