{Vorbemerkung: Dieser Artikel ist eine nicht-ganz-neutrale und erweiterte Rezension des eben erschienenen gleichnamigen Buches von André Lichtschlag, die natürlich ebenso wie das Buch selbst keinen Anspruch darauf erhebt, die vielen Facetten der Gründungskämpfe der AfD auch nur annähernd vollständig darlegen zu können. Leser, Beobachter und Parteimitglieder könnten sicherlich tausende weiterer Anekdoten und Perspektiven einbringen.}
Der Chefredakteur des libertären „ef-Magazins“, André Lichtschlag, hat eine sehr kenntnisreiche Dokumentation und zugleich eine appellhafte Analyse geschrieben zum gut zweijährigen Spaltungs-, Abnabelungs- und Selbstfindungsprozess der Lucke-AfD 2013 bis Mitte 2015 (Abwahl Luckes beim legendären Parteitag in Essen). Das Sujet verdient tatsächlich die Buchform: sowohl wegen einiger festhaltenswerter Anekdoten als auch wegen vieler zeitloser Erkenntnisse zu den Hürden und Widerständen, die konservative, liberale, freiheitliche oder gar „rechte“ Parteien hierzulande überwinden müssen. Das Buch „Operation Spaltung“ ist somit ein wichtiges nicht nur für AfD-Interessierte.
Wenn ich dennoch „nur“ vier von fünf Sternen vergebe, dann NICHT deshalb, weil sich aus meiner eigenen Insiderperspektive (ebenfalls seit der Vorgründungszeit mit Lucke und der AfD vertraut und wegen Lucke bis Mitte 2015 niemals eingetreten) einige Details anders darstellten (eine Parteigründungsanalyse ist immer etwas Subjektives). Sondern weil André Lichtschlag gegen Ende vielleicht noch fünf Seiten im „Was-wäre-gewesen-wenn“-Konjunktiv auf die Frage hätte verwenden können, was denn in der heutigen Gegenwart einer anhaltenden, millionenstarken Invasion nach Europa seit etwa August 2015 aus einer AfD geworden wäre, die Lucke im Juli 2015 NICHT abgewählt hätte!
Man hätte dann zum Schluss kommen müssen, dass eine solche Lucke-AfD heute zwar vielleicht herumkritteln würde, dass die deutsche Regierung einige Vorschriften zu Wohncontainer-Abmessungen für Flüchtlinge nicht einhält oder dass man (ähnlich wie bei der Euro-Kritik 1998 bis 2015) zunächst ein Verfassungsgutachten und ein BVerfG-Urteil zur Illegalität des Handelns der Bundesregierung in der „Asylfrage“ einholen müsse, bevor man dann 2020 vielleicht auf die Straße gehen könne… Ein solches Szenario hätte das Buch noch aktuell abgerundet, denn es hätte aufgezeigt, was der AfD und damit den Deutschen ERSPART wurde durch die strikt demokratische, eindeutige und absolut überlebenswichtige Abwahl Luckes auf dem Parteitag in Essen im Juli 2015. Selbst OHNE Asylchaos wäre das viel gewesen - man lese etwa meinen Artikel „Letzte Chance Essen - die AfD kann nur ohne Lucke überleben“ sowie die darin verlinkten weiteren Artikel von 2013 bis 2015 nach; durch diese ganz aktuelle Invasions-Entwicklung nach Europa aber war die Abwahl noch viel wichtiger – denn nur so kann Deutschland heute eine Opposition in BEIDEN existenziellen Fragen (EU / Euro UND Zuwanderung) aufweisen, die den Namen immerhin verdient! Eine Opposition, die wohl die letzte noch bürgerlich-parlamentarische Option für Deutschland ist, bevor nur noch WIRKLICH radikale, dann auch gewaltbereite Kräfte der von Oben ausgehenden initialen Gewalt der Regierung und der NWO gegen das Volk contra geben können!
Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse aus André Lichtschlags Buch zur AfD von 2013 bis Mitte 2015:
Lucke war weder liberal noch konservativ: Liberal wurde von Lucke nicht einmal geheuchelt – wenn man von der vorgeblich zwar wirtschaftsliberalen, in Wirklichkeit aber nur neoliberal-transatlantischen (und damit den Fed-basierten Geldsozialismus der Welt-Zentralbanken kritiklos anerkennenden) Ausrichtung der damaligen AfD-Führung absieht. Konservative Wertegebundenheit war ebenso kaum erkennbar – einzige Ausnahme war eine (alleine aber ungenügende) Verteidigung des Rechts in der Euro-Frage – ohne dass die Luckes dabei die Illegitimität der gesamten heutigen EU und unseres planwirtschaftlich-umverteilenden Falschgeldsystems auf Basis des ungedeckten Dollars erkannt hätten.
André Lichtschlag rekurriert auf seine eigenen Forderungen von 2003 an eine Reformbewegung in Deutschland: „Verteidigung von Freiheit, Selbstverantwortung, radikalen Staatsabbau, Föderalismus, Subsidiarität, nationales Selbstverständnis.“ Die Lucke-AfD bis Mitte 2015 blieb in all diesen Bereichen höchst oberflächlich – soweit diese Forderungen überhaupt aufgegriffen wurden. Bei der Euro-Rettung als konstituivem Thema der AfD 2013 war dies zwar der Fall – doch selbst hier blieb Lucke im Gegensatz zu den Forderungen seiner Basis inkonsequent: Der Austritt Deutschlands aus dem EUR wurde nie primär gefordert – man versuchte sich lieber an akademischen Konstrukten von der „Guldenmark“ über nationale Parallelwährungen zum Euro bis hin zum „Nord-Süd-Euro“; sowie an absurden Aufforderungen ggü. Griechenland, doch bitteschön und „im eigenen Interesse“ den Euro zu verlassen...
Der Austritt DEUTSCHLANDS aus dem Eurosystem oder gar der EU oder gar eine Forderung nach einem anderen Geldsystem waren komplett tabuisiert – bei Strafe des Parteiausschlussverfahrens. Der Autor dieser Zeilen schreibt dies zwar als Mitglied des AfD-Bundesfachausschusses „Euro / Währungspolitik“ durchaus selbstkritisch, denn auch heute ist es für uns noch immer sehr schwierig, solche klaren Forderungen oder gar grundlegende Systemkritik in das kommende Programm der AfD hineinzuschreiben (die zu vorsichtigen Mitglieder und Kader aus der Lucke-Zeit sind noch immer in vielen Parteigremien). Doch immerhin wird es gelingen, ein basisnahes und freiheitlich-kritisches Programm durch diese Basis Anfang 2016 endlich verabschieden zu lassen, was Lucke aus ideologischer Kompromissunfähigkeit und wegen akademischem Narzissmus und chronisch-neurotisch-weltferner Abgrenzeritis „gegen rechts“ und gegen „extrem“ in zweieinhalb Jahren niemals hinbekommen hat! Auch dieser intrigant und mit allen hierarchischen und sogar juristischen Machtmitteln geführte Kampf Luckes gegen die eigene Basis wird in Lichtschlags Buch sehr anekdoten- und kenntnisreich aufgezeigt.
Ebenso informiert sowohl in den Details als auch in den zugrundeliegenden Methoden des Politkampfes beschreibt Lichtschlag die ganze „bewährte“ Palette des politischen und medialen Mainstream-Arsenals gegen die AfD: „Nazikeulen“ in allen Varianten wurden aufgefahren – da half das ganze Abgrenzen Luckes nichts. Interessanterweise gilt Lucke HEUTE als „gemäßigt“ und wird exakt seit seiner Abwahl von Essen massenmedial goutiert – während die vielen gar nicht veränderten anderen Personen der alten und neuen AfD-Führung (Petry, Gauland, von Storch, Meuthen, Pretzell, Weidel, Driesang, Höcke u.v.a.), die eigentlich nur nüchtern die liberalen, nationalkonservativen und ökonomisch-rationalen Gründungsgedanken der AfD von 2013 umsetzen (derzeit nolens volens noch erweitert um die Flüchtlingsthematik), dafür von den Quantitätsmedien nun der „pöbelnden Pegida“ oder sogar „Nazis“ gleichgestellt werden. Vom selben dummdreisten, ursachenblinden und fremdbestimmt-gleichgeschalteten Mainstream also, der etwa heute auf allen Kanälen ernsthaft vor „Rechter Gewalt gegen Flüchtlinge“ warnt, anstatt die initiale REGIERUNGS-Gewalt der Grenzauflösung sowie die grassierende aber konsequent totgeschwiegene Gewalt VON Flüchtlingen gegen Einheimische endlich zu thematisieren! Lichtschlag hat aus jahrzehntelanger Beobachtung der linken, liberalen oder rechtsbürgerlichen Widerstandsgruppen und deren Spaltungskämpfe (Grüne 1980, Republikaner 1985, Bund freier Bürger 1990er, Hayek-Gesellschaft 2015) hier ein Déjà-vu nach dem anderen! Doch zurecht stellt er –vorsichtig optimistisch– fest, dass sich die Zeiten geändert haben: Die Nazikeule wird von einem weltentrückten und hyperaggressiven, selbst totalitär gewordenen Establishment derart übertrieben benutzt, dass sie inzwischen völlig abgenutzt und in Zeiten der von Oben verordneten Auflösung Deutschlands absurd geworden ist. Wir stehen heute an dem Punkt, an dem Opfer dieser Keule dadurch sogar Wähler GEWINNEN – in jedem Fall mehr als 10% – auf Sicht eher 25+%. Zeit wird es – denn Deutschland hat keine Zeit mehr zu verlieren bis zu einer grundlegenden politischen Wende!
Fazit: Die Kunst der heutigen AfD wird es sein, das Sammelbecken für berechtigten Protest der Menschen sowohl gegen Fehlentwicklungen innerhalb des Systems als auch gegen viele grundlegende Systemfehler darzustellen. Zugleich aber einige esoterische Systemkritik-Spielarten sowie gewaltbereit-extreme Kritik außen vor zu halten. Karrieristen und Selbstdarsteller ohnehin. Sowohl die Vorwortschreiberin Beatrix von Storch als auch André Lichtschlag selbst empfehlen im Buch einen liberalen und schlanken – aber nicht einen völlig wertefreien oder gar abzuschaffenden Staat. Sowohl etatistischen als auch utopisch-anarchistischen Systemkritikern werden hier zurecht die unabänderlichen menschlich-natürlichen Wünsche nach individueller Freiheit aufgezeigt; aber auch die nach GRENZEN, entstanden durch jahrtausendelange kriegerisch-existenzielle Geschichtserfahrung einer Menschheit, die kleine Kollektive als Schutz braucht und sucht – aber zugleich große maximalstaatliche ablehnt. Und man ahnt, dass André Lichtschlag die derzeit in Mittel- und Südosteuropa grassierende gefährliche Ent-Grenzung und die daraus demnächst folgende brutale Anarchie im Hinterkopf hatte, wenn er schreibt: „Gleichzeitig würde [die liberale AfD bzw.] von Storch mit einer Verwirrung über den Liberalismus aufräumen: Für Liberale steht das private EIGENTUM immer am BEGINN jeder Überlegung – und Staatskritik stets am Ende.“ Chapeau – das ist die Erkenntnis nicht nur aus der aktuellen Bedrohung des Eigentumsrechts der autochthonen Europäer, die das europäische Land als ihr Eigentum nun einmal „in Erstbesitz“ genommen haben, es über Jahrhunderte kultiviert haben – und nun nicht bereit sind, es ohne jeden freiwilligen Handel, sondern durch brutale, maximalstaatliche oder gar suprastaatliche Gewalt von Oben an Millionen von Eindringlinge unter Zwang und ohne erkennbare Gegenleistung abzugeben! DIESE heute erzwungene Art der Personen“freizügigkeit“ hat nichts mit Libertarismus zu tun! Die aktuelle AfD-Führung erkennt dies – gerade WEIL sie in bestem liberalen Sinne das Eigentum verteidigt! Für diesen liberalen Klartext hätten Lichtschlag und von Storch dann sogar FÜNF Sterne verdient. Der Chefredakteur von „eigentümlich frei“ konkludiert aus tiefem Medienwissen zurecht: „Das Gerede von der ‚rechtspopulistischen‘ oder gar ‚rechtsextremen‘ AfD zeigt nur, in welchem Paralleluniversum deutsche [Mainstream-]Journalisten leben.“