Sie konnten es seit Tagen live auf allen Kanälen verfolgen: Auch auf Zypern durften die Marktkräfte ihre heilende Wirkung wieder einmal nicht entfalten. Wie immer eben seit (wahlweise) 2012 ESM / 2010 EFSF / 2008 post-Lehman-Rettungen / 2007 Immokrisenmanagement / 2001 post 9-11 / 1993ff Golddrückungen / 1987 Asienkrise / 1980 Fiatsystemkrise / 1971 Bretton-Woods-Krise / 1933 Dollarkrise & Goldverbot / 1913 Fed-Falschgeldregime.
Die weltweiten Gottspieler ließen auch auf Zypern keine klassische Bankeninsolvenz zu Lasten der Eigentümer zu. Sie hatten diesmal ja auch einen direkten Interventionsweg vom Brüsseler Olymp zum zypriotischen Olympos. Der Euro als Nobelpreis-würdiges Friedensprojekt und als „größte Errungenschaft der Menschheit“ (Jamie Dimon, JP Morgan) durfte natürlich nicht an einer winzigen –wenn auch strategisch wichtigen– Insel im Mittelmeer scheitern.
Soweit, so bekannt aus den Nachrichten der letzten Tage. Nachfolgend jedoch eine für die Blogleser persönlich vor Ort zusammengestellte Fotodokumentation vom Bankrun, der auch diesmal nicht stattfinden durfte – aber dennoch noch in diesem Jahrzehnt stattfinden wird - nicht nur in Zypern. Alle untenstehenden Bilder und Anekdoten stammen vom 27./28. März 2013; aus den Großräumen Nikosia und Larnaca. Die zeitlosen Erkenntnisse daraus streuen wir wie immer „auffällig-unauffällig“ ein.
17. bis 28. März 2013: Gespannte Ruhe auf Zypern nach den Beschlüssen der EU, zunächst alle, dann doch „nur Konteninhaber über 100.000 EUR“ an der fälligen Bankenrettung der großen zypriotischen Banken zu beteiligen. Alle Konten sind gesperrt, Scheckeinlösungen und Überweisungen unmöglich, Barabhebungen an den weiter funktionsfähigen Geldautomaten nur mit sehr geringen Tageslimits möglich. Kreditkarten werden in aller Regel nicht akzeptiert – cash is king („cash“ = Euro; also noch ungleich GoldSilber-Geld). Abgesehen von anfänglichen Kleindemos von Papiergeld-Sparschafen in Nikosia ist lediglich die hektische Betriebsamkeit auf den interessanterweise nicht geschlossenen Auslandsfilialen der zypriotischen Großbanken in London und Moskau erwähnenswert. Es wird vermutlich nie geklärt werden, wie viele Milliarden EUR in diesen „ruhigen“ Tagen von zypriotischen Konten abgebucht wurden und/oder inwieweit betroffene Großanleger den zuständigen Bankdirektoren mit drohendem Unterton sagten „Ich kenne deine Adresse und die der Schulen deiner Kinder!“. Vor Ort jedenfalls waren die größten Ansammlungen von Schafen diese hier – meist friedlich:
Massendemo von Sparschafen: bei Larnaca, 28.3.2013
Schülerdemo im Schulhof Mittelschule Larnaca, 28.3.2013
Seit gestern (28.3.) sind die Banken nun wieder geöffnet. Schlagzeilen wie diese bezeugen den aktuellen Zustand eines Landes mit nun vorerst geltenden strengen Kapitalverkehrskontrollen:
„Cyprus Mail“-Titel vom 28.3.2013
Ihr rasender Reporter stürzte sich vor Ort am Tag der Bankenwiedereröffnung in die Front des Bankenviertels von Larnaca. Zu den Schutzvorkehrungen gehörten u.a.:
Ein benzinunabhängiges, wendiges, schnelles Fortbewegungsmittel:
Ein Tarn-Shirt von einem Nicht-EUR-Land (Fußballtrikot „Chelsea London“); Sonnen- und Schutzbrille sowie Helm gegen Wurfgeschosse und Randalierer:
Ein ausgekundschafteter Fluchtweg ins sichere zypriotische Hinterland:
Ein vorab mit der orthodoxen Kirche ausgehandelter Zufluchtsort:
Dies allerdings nur möglich für Männer:
Sowie natürlich zwei Silbermünzen für Fälle akuten Fiat-Versagens (Maples. Keine Philharmoniker wegen deren u.U. gefährlicher EUR-Denomination)...
=> So gewappnet konnte die Vor-Ort-Recherche im Bankenviertel am 28.3. beginnen – eine Stunde vor Wiedereröffnung der Banken. Ein erster Check bei einer Vorortfiliale der (nun abzuwickelnden) Laiki-Bank ergab, dass die Automaten noch funktionierten. Und dass ab 12 Uhr (Bankeneröffnung) die Anleger auch tatsächlich Geld bekamen.
Allerdings bei Laiki nur 20 EUR pro Kopf und Tag... Wie also sollte ein Bankrun stattfinden? Speziell bei der Laiki-Bank war zudem eben via „Advance“-Kurier Bargeld angeliefert worden: Basis waren die bekannten 5 Mrd EUR, die einen Tag zuvor via EZB vermutlich direkt aus BuBa-Beständen eingeflogen worden waren:
Die Kleinsparer wussten natürlich aus der Zeitung, dass sie ihr Geld nicht verlieren würden - jedenfalls nicht per sofortiger Direktausbuchung vom Konto. Auch nicht bei der insolventen Laiki-Bank, die es bald nicht mehr geben wird. Die einzige Kundschaft an der Laiki-Hauptfiliale von Larnaca war darum gegen 12 Uhr ein altes Ehepaar, das mir auf Nachfrage berichtete, dass sie nur sehen wollten, ob alles stimme, was die Zeitungen zu diesem Thema rechtzeitig vor Bankeneröffnung berichtet hatten. Wer traue schon unbesehen der EU und der Regierung? Aber ihr Geld war noch da – wenn auch nicht direkt verfügbar. An den anderen großen Banken (Bank of Cyprus, Hellenic Bank, Alpha Bank) das gleiche Bild: keine Schlangen, Auszahlungen möglich.
Zwar herrscht überall die bekannte EUR-bedingte Depression aller PIFGS:
Und wie überall wird auch auf Zypern jedwedes Gold angekauft. Doch noch immer heißt es fälschlicherweise „scrap gold / Altgold“ und „We buy Gold for Cash“ statt „Gold IS Cash“. Damit ist die Krise noch immer unter (EU-)Kontrolle!
Die EU hat diesen Bankrun mit eilig geschaffenem Kredit und Bargeld (was dasselbe ist…) sowie mit Quasi-Bankenschließungen, Propagandalügen zur Höhe der Haircuts bei den Sparern (inzwischen sind auch bei der eigentlich überlebenden Bank of Cyprus schon 50-70% an realem Verlust absehbar!) und bürokratischen Hürden erfolgreich gestoppt. Natürlich auch durch Eigentumsrechts-Verletzung ggü. den mittelgroßen Sparern – aber das „Revolutionspotenzial“ liegt eben nur bei der Unterschicht (die diesmal bei den Enteignungen noch außen vor war) und bei den Größtanlagern (die über London und Moskau und/oder per Insiderwarnung vor den Bankenschließungen rausgekommen waren). Wie immer blutet also auch auf Zypern mal wieder die Mittelschicht… Und falls es tatsächlich noch ein wichtiger aber träger Politiker oder Oligarch bis heute nicht geschafft haben sollte, mit seinem Kontengeld rauszukommen: Kein Problem – die Beschränkungen bei Abhebungen und bei Auslandsüberweisungen werden in Zypern mit Placet der EU „flexibel“ ausgelegt, worüber in der hiesigen Presse bislang kaum berichtet wird. Zitat aus der Cyprus Mail von gestern (28.3.): „The EU-decree allows a significant amount of discretion in its application. … payments up to 200,000 EUR are subject to the approval of a special four-member committee“. Ausnahmen von den Kapitalverkehrskontrollen sind also möglich und explizit EU-akzeptiert. Offiziell v.a. bei Zahlungen „für humanitäre Zwecke“, weil zypriotische Sparer derzeit ja sicher nichts Dringenderes mit ihren Geldern vorhaben als sie per 500.000+ EUR Auslandsüberweisung an „Brot für die Welt Moskau“ o.ä. zu spenden. Vier ernannte (nicht gewählte) Komitee-Mitglieder werden nach unbekannten Kriterien über diese Ausnahmen entscheiden; ggf. auch über 200.000 EUR hinaus! Manche Konteninhaber werden also wieder mal gleicher sein als andere. Die verbleibende, eingesperrte Mittelschicht Zyperns wird am Ende die 5 Mrd EUR zusammenkratzen müssen, die die EU (der ESM) hier nicht selbst zur Rettung Zyperns beisteuert, da man für Zypern aus rein willkürlichen Gründen lieber nur 10 statt 15 Mrd EUR druckt…
Da der Raub auch noch per nachträglich geändertem Gesetz „legalisiert“ wurde, finden wir hier wieder einmal vor: Willkür, Rechtsbruch, Enteignung. EU-Gruppenchef Dijsselbloem hat dieses Modell ja bereits zur Blaupause für künftige EUR-Rettungen geadelt. Damit meint er natürlich die nun auch auf Zypern sichtbare Perversion des Eigenkapital-Gedankens. Zur Erinnerung: Eigenkapital ist nach seit Jahrhunderten etablierten Bilanz-Grundsätzen voll gewinnberechtigt – damit aber auch voll und an erster Stelle im Risiko! Die bei Notrettungen und drohenden Insolvenzen jahrhundertelang felsenfest etablierte Haftungsreihenfolge wird im ökonomischen Lala-Land namens „EURopa“ konsequent umgekehrt und damit pervertiert!
=> Seit 2008 spreche ich nicht zufällig vom „Sozialismus à la carte“, bei dem Bankeneigner zwar alle Gewinne immer privat vereinnahmen dürfen - alle Risiken jedoch konsequent sozialisiert werden, so dass die Bankeneigner nie –und schon gar nicht als Erste- in die Haftungsbütt müssen, wo sie aber hingehörten! Erst die siebte bis neunte Haftungsreihe wird auf Zypern zur Kasse gebeten - beachten Sie unbedingt auch die zehnte Reihe (das Sondervermögen), das diesmal noch ungeschoren blieb - ein letztes Tabu, das in einer juristisch-ökonomisch Amok laufenden rotgrünen Vermögenskonfiskations-EU denn auch noch fallen wird. Wenn Dijsselbloem all dies als Blaupause für das schöne neue EURO-Land hernimmt – dann ist dieses Land morgen der Kapitalfluchtort Nummer eins der Welt; zunächst ausgehend von Griechenland, Italien, Spanien. Die Statistiken der kommenden Monate werden aufzeigen, in welch dramatischem Ausmaß natürlich mal wieder Deutschland via EZB und/oder ELA dieses Kapital in die Fluchtländer wird zurückschleusen müssen, um den –mittelfristig völlig unabwendbaren– Kollaps der EUR-Zone noch ein paar Jahre in die Zukunft zu verschieben…
Doch Zypern zeigt auch: Nur über diese totalitäre Abschaffung des Marktes (und damit der ökonomischen Vergewaltigung von Millionen einst freier Menschen und Unternehmen) lässt sich der Offenbarungseid des heutigen fraktionalen Falschgeldsystems noch verzögern. Gegen den Markt heißt gegen die Menschen.
Und dabei geht es ganz explizit nicht nur um Deutsche! Es gibt für niemanden richtiges Leben im falschen EU-System. Ein zypriotischer Taxifahrer erklärte mir lautstark und ohne jede Aufforderung: „You know – all this ‚Merkel ist to blame‘ is rubbish! The EU-system is to blame! For years, the Cyprus people have just taken the money from the EU – and have forgotten to work. It cannot go on this way forever.“ Er persönlich hat schon seit Jahren seine Konsequenzen gezogen: da er selbst für sein Leben verantwortlich sein und arbeiten wollte, nahm er einen Zweitjob in Dubai an, wo er vier Monate im Jahr hart arbeitet – dafür aber gutes Geld heimbringt. Demnächst will er nach Australien in die Kohleminenindustrie „… because they still have sane jobs there and pay good money for my work“. Ein echter Libertärer und Unabhängiger: lieber hart arbeitender freier Mensch als subventionierter EU-Sklave. Es mag ja sein, dass der Mann in Zypern nach fünf Jahren EUR-Mitgliedschaft des Landes heute nur noch eine Minderheit repräsentiert – ebenso wie dieses Arbeitsethos wohl auch in Deutschland heute nach 50+ Jahren Gesellschaftsdegeneration durch „Frankfurter Schule“, „Bologna-Bildung“ und ungedecktes Falschgeld nicht mehr mehrheitsfähig ist. Und ja, in Deutschland ist sicher auch ein Stück weit die millionenfache „Sozialmigration“ mit Schuld an den Zuständen. Dies allerdings nur, weil wir seit Jahrzehnten die Falschen und natürlich viel zu viele reinlassen. Zypern war ebenfalls wie Deutschland seit Tausenden von Jahren Zuwanderungsland. Schließen wir darum diesen Blog mit einer Beschreibung der uralten zypriotischen Zuwanderungs-Kultur: Ebenso wie in Deutschland waren es oftmals eroberungsbedingte Völkervermischungen. Dies sei nachfolgend illustriert sehr frei nach Zuckmayer *) – vergessen Sie dabei aber bitte nicht, dass die falsche, zu schnelle und nicht durch Kompetenzen gedeckte Zuwanderung ebenso schädlich ist wie das ungedeckte Falschgeldsystem!
„Vom Troodos – noch dazu. Von Zypern. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas. Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor - seit der Kupferzeit. Da war ein ägyptischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat mykenischen, phönizischen und hethitischen Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein levantinischer Kupferhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat konvertiert und hat die assyrische Haustradition begründet. Und dann kam ein persischer Arzt dazu, oder ein römischer Legionär, ein ptolemäischer Landsknecht, ein byzantinischer Reiter, ein Soldat Alexanders, ein desertierter Araber, ein walisischer Kreuzritter, ein wandernder Matrose von Pisa, ein dicker Lusignan aus Frankreich, ein Armenier, ein Syrer, ein staufischer Offizier Friedrichs II, ein genuesischer Schauspieler, ein venezianischer Musikant, ein Osmane, ein Brite - das hat alles am Troodos gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt. Und - und - und - ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt - wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Troodos - das heißt: von Zypern. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Theodorous. Prost.“
EU = EUR = Gleichmacherei = sozialistisches Mainstreaming aller Kulturen und allen Wettbewerbs. Tod der EUdSSR – bevor ihre Bürokratie mit der kulturellen Vielfalt zugleich unser geliebtes Europa abtötet, das von Island bis Zypern eben durch und durch … heterogen ist! Verschieden und stolz darauf. Bunt statt Brüssel. Freiheit statt EU!
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*) General Harras in Zuckmayers „Des Teufels General“ – eine Metapher auf die Vorzüge der Völkervielfalt:
„Vom Rhein - noch dazu. Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor - seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt - und - und der der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und - ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt - wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein - das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann - und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.“