Das heißeste Thema, das die Märkte derzeit "spielen", ist die Frage nach der Auflösung des griechischen Dilemmas der EU und damit des größten Zahlmeisters Deutschland. Ich wage keine eigene Prognose, wie dieser Machtpoker um den Euro und damit um die EU bzw. der Poker um Inflation versus Währungsstabilität ausgehen wird. Angebracht ist heute aber ein Hinweis auf einen guten Heise-Artikel von Jens Berger, der darin die fünf denkbaren Szenarien zur "Lösung" der griechischen Schuldenkrise auflistet.
=> Unbedingt lesen. Ich werde die Szenarien hier nur kurz würdigen und Wahrscheinlichkeiten aufzeigen, um danach auf WEITERE Gefahren hinzuweisen, die den Kunstgebilden Euro und EU drohen. Denn überschuldete und unnatürliche Entitäten werden eben immer irgendwann von der Realität eingeholt. *) Leider wehren sie sich vorher noch durch totalitäre Maßnahmen...
Bei den fünf Szenarien von Heise ist bemerkenswert, dass immerhin drei davon das direkte Ende des Euro bedeuten würden. Und selbst die anderen beiden würden Euro und EU indirekt und etwas zeitverzögert ebenfalls in Frage stellen!
Szenario 1: Radikale Griechische Austeritätspolitik bei den Ausgaben sowie Steuererhöhungen und damit (vielleicht...) ein ausgeglichener Haushalt
=> Unwahrscheinlich: Würde das ernsthaft durchgezogen, so würden die (bereits massenhaft angelaufenen) griechischen Straßenproteste oder spätestens die nächsten Wahlen die Regierung hinwegfegen und eine populäre neue Regierung würde den Austritt Griechenlands aus dem Euroraum durchziehen. Mit allen Folgen für Euro und EU. Mehr dazu unten.
=> Alternativ würde die neue griechische Regierung an Brüssel melden müssen "Mission not accomplished / accomplishable" - womit die EU wieder so weit wäre wie heute und das ganze Szenario eine akademische Übung.
Szenario 2: Griechischer Staatsbankrott
=> (Diesmal noch) unwahrscheinlich: Ich schließe mich der Wertung von Heise an:
"Sobald die Anleger wissen, dass die EU einen Staat tatsächlich in den Bankrott gehen lässt, werden sich keine Käufer für neue Tranchen anderer Staaten am Rande des Zusammenbruchs finden lassen. Die Eurozone gleicht in ihrer Stabilität einem Dominospiel – fällt Griechenland als erster Stein, bleibt dies nicht ohne Folgewirkung. Auch wenn die Verträge von Maastricht ganz ausdrücklich einen Staatsbankrott eines Eurolandes vorsehen, wird es die Gemeinschaft [...] nicht so weit kommen lassen. Bevor Griechenland in den Bankrott geht, werden Deutschland oder Frankreich die fälligen Tranchen begleichen."
Szenario 3: Bailout durch EU (oder IWF)
=> Wahrscheinlich - aber nur temporär "zielführend". Widerstände gegen harte EU- und IWF-Auflagen würde es zwar geben. Aber Schuldner haben eben am Ende keine Wahl. Und so ist es (leider) wahrscheinlich, dass sich der Chef des Münchner Ifo-Instituts mit seiner heutigen Forderung eines griechischen Bailouts durch die EU durchsetzen wird, auch wenn die griechischen Schulden-Probleme damit nur potenziert, verschleppt und keineswegs gelöst werden:
"Wenn Griechenland nicht gerettet würde, schwände das Vertrauen in Irlands Bonität, und es gäbe vielleicht kein Halten mehr. Schließlich würden auch Italien, Spanien und Portugal wackeln." Wenn ein Land nach dem anderen in die Insolvenz geriete, dann wäre der Euro [Anm. PB: und damit die EU] am Ende."
Szenario 4: Geordnete Abwicklung, Ausschluss aus der Eurozone
=> Marktwirtschaftlich saubere Lösung und "logische" Konsequenz für den griechischen finanziellen Augias-Stall. Doch wissen die Griechen natürlich auch, dass sie für Kredite in der "neuen Drachme" dann vermutlich nicht weniger als 15%-25% Zinsen bezahlen würden und dass man sich über eine vermutlich 50%-ige (!) Abwertung ggü. den anderen Währungen eine ganz massive Inflation und damit eine gewaltig spürbare Verringerung des Wohlstandsniveaus und des Lebensstandards für die meisten Bürger importieren würde!
=> Und die EUliten in Brüssel und Berlin und Paris ihrerseits wissen, dass die konsequenten Märkte am Ende NICHT zwischen einer "geordneten" Insolvenz (Szenario 4) und einer ungeordneten (Szenario 2) unterscheiden würden: Griechenland wäre in beiden Fällen der erste Dominostein, der zuerst die Euro-Peripherie-Länder und letztlich die EU in Brüssel selbst zu Fall brächte!
=> Die logischste und sauberste Lösung wird im EUropäischen Absurdistan also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mal wieder verhindert!
Szenario 5: Letzter Ausweg Inflation und weitere Verschuldung
=> Nicht unwahrscheinlich. Heise dazu:
"Der einzige Weg, die Staatsschulden auf 'kaltem Weg' loszuwerden, wäre eine Inflation. Wenn sich die nominalen Einnahmen des Staates Jahr für Jahr kräftig erhöhen, fallen die Schulden kaum mehr ins Gewicht. Eine kontrollierte Preissteigerung von rund 10% pro Jahr wäre ohne Probleme zu handhaben, nach zehn Jahren wären die Altschulden dadurch auf rund 35% des heutigen Wertes 'weginflationiert'. Was bislang von Top-Ökonomen totgeschwiegen wurde, [...] kann es nur einen Ausweg aus der Schuldenkrise in Euroland geben – eine gewollte Inflation. Wohl dem, der keine Ersparnisse hat."
=> Auch wenn ich bzgl. der "Akzeptanz" von 10% Preissteigerung pro Jahr über 10 Jahre hinweg (!) nicht ganz so optimistisch wäre wie der Heise-Autor: Es ist eindeutig ein "gangbarer Weg" - jedenfalls für an ihren Sesseln klebende griechische und auf ihre Pfründe bedachte EUropäische Politiker. Politiker neigen fast immer dazu, unlösbare Probleme "über die Zeit" auszusitzen bzw. wegzuinflationieren und/oder sie nach der eigenen Legislatur den Nachfolgern zu vererben.
Übrigens ist Szenario 5 (Inflationslösung) durchaus kombinierbar mit Szenario 3! Und exakt diese Kombination ist leider sehr realistisch...
Es ist auch kein Zufall, wenn ausgrechnet ein höchst internationalistisches Sprachrohr wie Ifo-Chef Sinn das Bailout-Szenario klar und deutlich ins Spiel bringt. So logisch die Kausal- und Dominokette vom griechischen Fall bis zum Fall des Euro und der EU auch ist; Sinn spricht vor allem sehr offen eine andere, EUlitäre "Wahrheit" aus:
"[Sinn fordert], dass die EU einen Finanzkommissar abstellt, der die griechische Haushaltspolitik überwacht und gleichberechtigt neben dem Finanzminister agiert. 'Er muss ein Vetorecht gegenüber Ausgabenerhöhungen erhalten' "
=> Der EUropäische Bailout ist also für Griechenland nur um den Preis der Aufgabe staatlicher Souveränität zu haben, denn ohne Finanzsouveränität ist ein Staat handlungsunfähig und fremdbeherrscht.
=> Was wählen also die Griechen: Skylla Verarmung (Szenario 1, 2 oder 4) oder Charybdis Weltregierung (Szenario 3 und 5)? Man kann nur zu Skylla raten, denn die Charybdis tötet. Langsam zwar - aber sicher! Und unter vorheriger quälender Agonie...
Ein Teil der Agonie wird durch den kompletten Verlust bürgerlicher Freiheiten verursacht. Dazu gehörten u.a. der Verlust der Rechte auf Meinungsfreiheit und Privatheit durch umfassende Zensur und Überwachung. Doch die Welt wehrt sich. Und so droht der EU und den EUliten und den Globalisten nicht NUR an der wirtschaftlichen Front Ungemach.
Zwei ganz aktuelle Beispiele hierzu:
1. Kampf um die finanzielle Privatheit
Der Mainstream bietet derzeit der Globalisierungselite massenhaft Foren, um das schweizer Bankgeheimnis und das Recht der Bürger auf Auslandskonten in Frage zu stellen, das in Zeiten des offiziell gewollten globalen Handels und in Zeiten der für Bankeliten geradezu sakrosankten Kapitalverkehrsfreiheit absolut selbstverständlich sein sollte! So zB die ZEIT und die SZ: In der Samstags-Ausgabe der SZ interviewt der Pseudo-Datenschützer und selbsterklärte Bürgerrechts-Anwalt Prantl den Bundestrojaner Schäuble. Die Überschrift ist gleichlautend wie in der ZEIT (und unzweifelhaft gleichgeschaltet): "Schäuble: Bankgeheimnis am Ende". Ein klassisches Beispiel für Bütteljournalismus, das ZEIT und SZ hier abliefern.
=> In derselben Ausgabe muss die SZ ACHT Leserbriefe abdrucken zum Thema "Bankdatenaufkauf" und "Bruch des Bankgeheimnises" bzw. "Abschaffung des Rechtsstaats und der Privatheit": ALLE acht (!) sind radikal entgegengesetzt zur Meinung der Herren Prantl und Schäuble. Eine derartige Eindeutigkeit der Leserbriefe lässt darauf schließen, dass die Meinung der Leserschaft in (vermutlich HUNDERTEN) von Leserbriefen DERART eindeutig war, dass der Leserbriefredaktion nichts anderes übrig blieb als eine so krass gegen die eigene (Prantl´sche) Redaktionsmeinung gehende Leserbriefflut abzudrucken. So etwas kommt sonst NIE vor - es wird immer auf eine gewisse "Ausgewogenheit" der Meinungen geachtet.
Man sieht daran:
Die Globalisierungs-Elite will den Rechtsstaat und die Privatheit der Bürger abschaffen zugunsten einer Weltregierung mit sozialistischem Planbarkeits- und Allmachts- und Kontrollwahn! Und die Medienbüttel und die Politiker folgen diesen Gottspielern bedingungslos, obwohl sie nur noch eine winzige Minderheit der Bürger vertreten!
Es ist wie in der Endzeit des Römischen Imperiums:
Überlieferungen zufolge hatte im alten Rom ein Senator die Idee, alle Sklaven mit einer weißen Armbinde zu versehen um sie besser erkennen zu können. Ein weiser Senator widersprach ihm und sagte: "Wenn sie (die Sklaven) erkennen wie wenige wir sind, haben wir bald einen Aufstand!"
=> Wer sich nicht gegen den Leviathan (hier vertreten durch Schäuble) wehrt, wird morgen endgültig kein Bürger mehr sein, sondern nur noch Bürge für die Staats- und Bankenschulden; sowie entmündigter, komplett überwachter und handlungsunfähiger Sklave! Das ist KEINE Übertreibung - die Zeichen sind eindeutig und die Elite gibt sich kaum noch Mühe, das Ziel der kapital-sozialistischen Weltregierung gegen die Bürger zu verhehlen.
PS: In meinen Blogeintrag vom 1. Februar habe ich übrigens inzwischen noch ein aktuelles und bemerkenswertes Zitat des Milliardärs und Philantrophen Hasso Plattner zum selben Thema eingefügt.
2. Kampf um das Menschenrecht auf private Kommunikation
Folgende Nachricht kam gestern insgesamt 4x an ...
"Die Schweden pfeifen auf die Vorratsdatenspeicherung und wollen kein Gesetz dazu verabschieden. Sie ignorieren sogar eine Verurteilung durch die EU. Schweden setzt trotz gegenteiligen EU-Gerichtsurteils die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung (VDS) NICHT in nationales Recht um."
... jedesmal mit klar pro-schwedischem und anti-EUropäischem Kommentar:
- einmal über einen liberal-bürgerlichen Verteiler
- zweimal über linke Verteiler (attac + taz)
- einmal über einen konservativ-nationalstaatlichen Verteiler:
=> WEN geben die EUliten und die dieses verfassungswidrige VDS-Unrecht umsetzenden Schäubles eigentlich noch vor, "demokratisch" zu vertreten?
Bemerkenswert ist neben den gleichlautenden Kommentaren aus so unterschiedlichen Richtungen, dass offenbar EU-Richtlinien DOCH NICHT immer "zwingend" in nationales Recht umgesetzt werden müssen, wie uns unsere Politiker ständig schulterzuckend erklären.
Falls das DOCH so sein sollte, dann testet Schweden mit dieser expliziten Weigerung, einer Weisung des EuGH (bzw. eines EU-Gerichts in LUX) nachzukommen, hier hochoffiziell die Revolte gegen die EU!
Hier stellt endlich einmal ein Staat offen die aus demokratischer Sicht zwingende und überfällige Frage der Verfassungs- und Gerichtshierarchie: Nationales schwedisches Verfassungsrecht lässt im liberalen und datenschutzbewussten Schweden keine präventive BigBrother-Vorratsdatenspeicherung zu. Die Mehrheiten im Volk erst recht nicht. Und die schwedische Regierung beruft sich zudem auch noch (zurecht!) auf das Grund- und Menschenrecht auf Privatheit der Kommunikation!
Warum hören wir (trotz eines Hierarchievorbehalts des BVerfG ggü. dem EuGH im "Lissabon"-Urteil von Juni 2009) NICHTS dergleichen von "unserer" Bundesregierung??
Wenn die Revolte gegen die EU nicht von der Bundesregierung unter Berufung auf das GG und unter Berufung auf die Menschenrechte durchgezogen wird, dann wird es irgendwann das Volk als Souverän und Quelle aller Gewalt tun müssen.
=> Die EU und die EUliten wackeln NICHT NUR wegen nicht mehr absetzbarer griechischer (portugiesischer, spanischer, englischer, italienischer, irischer...) Staatsanleihen...!
FAZIT:
Der Goldstandard hätte ALL diese Schulden-Probleme und totalitären Exzesse im Ansatz und vor Jahrzehnten verhindert. Hätte man ihn nicht aufgegeben...
=> Wie lange noch, bis die Welt endlich zu geldpolitischer Rationalität zurückfindet? 39 Jahre nach Nixons Bruch des Goldeinlösungsversprechens und inmitten des bereits 25+ Billionen Dollar schweren Weltbailouts und Bankenputsches sollten doch endlich ALLE Bürger und alle nicht-korrumpierten Eliten und Multiplikatoren verstanden haben, dass uns die Papiergeld-süchtigen EUliten und die machtgeilen Möchtegern-Weltbeherrscher in die totalitäre, globale, planwirtschaftliche, kapital-sozialistische BigBrother-Katastrophe führen wollen.
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*) "Disclaimer": Dieser Artikel fokussiert auf EUropa - wohl wissend, dass die USA mindestens ebenso schlechte Wirtschaftsdaten haben wie Griechenland und dass bereits mehrere US-Staaten offiziell insolvent sind. Aber die USA sind eben der Emittent der Weltleitwährung, sind weltgrößte Militärmacht und haben die größte Truppenpräsenz überall in der Welt. Und sie sind im Gegensatz zur EU ein über immerhin fast 250 (bzw. meinetwegen 150) Jahre homogen gewachsener und geeinter Kontinent mit einer (noch) allgemein akzeptierten Amts- und Landessprache. Der Fokus auf die EU in diesem Blogeintrag soll aber die abstrusen Finanzexzesse im Heimatland des ungeckten, fraktionalen, privaten Papiergelds keineswegs kleinreden.