Heute in der SZ ein weiterer fehlgeleiteter Artikel des unbelehrbaren Ideologen Nikolaus „Gold-ist-ein-Wahn“ Piper. Der Titel „Ökonomie der Schwulen“ [nicht online] ist dabei nur der boulevardeske Aufhänger nicht etwa einer Apologie des Schwulseins, sondern einer Apologie des Keynesianismus, den Piper trotz offenbar vergessener liberaler Prägung der Freiburger Schule seit Jahrzehnten unablässig vergöttert.

Doch der Reihe nach: Anlass für Pipers noch dazu verspäteten Artikel war der Lapsus des hier im Blog schon vor Jahren kritisierten Niall Ferguson aus Harvard, der bereits vor einigen Tagen in höchst nachlässiger Manier eine Regel der political correctness verletzt hatte: „De homosexualii nihil – nisi bene“ – „[Sag] Über Schwule nichts – außer Gutes“. Zwar hatte sich Ferguson sofort danach unterwürfigst entschuldigt („An unqualified apology“; alles andere hätte auch seine Karriere als Star-Ökonom beschädigt) – doch SZ-Piper genügt dies nicht und tritt heute gegen Ferguson nach.

Dies ist umso erstaunlicher, da doch sowohl Piper als auch Ferguson seit Jahrzehnten politisch voll-korrekt gegen Gold und fürs Schuldenmachen zur „Stimulierung“ der Wirtschaft veröffentlichen. Vielleicht war es Herrn Piper ja nicht einmal bewusst, dass der Pseudo-Historiker Ferguson im Prinzip ein Gleichgesinnter ist – man lese diesbezüglich unbedingt nochmals meinen alten Blog „Prof. Ferguson und der Spiegel erklären Geld und Krise“ von 2009 durch, in dem Fergusons geldtheoretische und historisch-kausale Defizite Irrlehren in einem einzigen Satz kulminieren: „Die Deflation im Deutschland der frühen dreißiger Jahre beispielsweise ist vom Goldstandard mitverursacht worden.“ XX(

Warum also wird ein dermaßen „System-verdienter“ Harvard-Ökonom nun heute in der systemtragenden SZ derart scharf angegangen? Nun, Piper geht es gar nicht um die Homosexualität des John Maynard Keynes (der übrigens bi-sexuell war; sozusagen ein echter Vorreiter nicht nur der Schuldenökonomie, sondern auch der Gleichberechtigung der Geschlechter), sondern er nutzt die Ferguson-Posse nur als willkommenen Anlass, die üblichen keynesianischen Lobeshymnen einmal mehr prominent auszubreiten, bevor die Welt unter QE-x dann schließlich inflationär explodiert – und ganz am Ende deflationär implodiert – beides direkte aber von Piper chronisch geleugnete Folgen jahrzehntealter keynesianischer Makromanipulation.

Zitat aus „Ökonomie der Schwulen“: „Trotz [Fergusons Entschuldigung] bleibt die Sache politisch relevant, denn Ferguson bediente nicht nur Vorurteile über Homosexuelle. Er unterstellte, wie viele der intellektuellen Gegner von Keynes, dass der Ökonom nur am kurzfristigen Erfolg seiner Politik interessiert gewesen und dass ihm die Zukunft egal gewesen sei. Dieses Vorurteil ist so hartnäckig und politisch wirksam wie falsch.“

=> Warum eine in sich komplett logische Schlussfolgerung Fergusons nun so falsch ist, erklärt Piper nur unzureichend (dazu weiter unten) – denn die Feststellung, dass per Definition vor allem Menschen mit Kindern eine über ihre Lebenszeit hinausreichende Interessensspanne haben, ist im Prinzip nicht angreifbar und 100%ig logisch, wenn man davon ausgeht, dass zeitlos-ewig altruistisch und spirituell-holistisch denkende Schwule und Lesben doch eher dünn gesät sein dürften. Altruisten für die Nachwelt gibt es ohnehin immer nur viel zu wenige – völlig unabhängig von der sexuellen Orientierung. Selbst große Fans des ewigen, unvergänglichen Goldes würden sich nicht anmaßen, Gold über alle Zeiten zu halten. Selbstredend spielt zwar bei langfristig denkenden Goldbugs immer auch der Gedanke an Kinder eine Rolle, an die die in Metall geronnene Lebensleistung eines Erblassers ggf. eines Tages vererbt werden könnte, was [um entsprechenden Zuschriften vorzubeugen] völlig legitim ist, denn dem Golderwerb Privater ging in aller Regel eine voll versteuerte Arbeitsleistung voraus! Doch ebenso selbstredend denken sogar die allermeisten Goldbugs mit Kindern schon heute daran, das dumme zinslose gelbe Metall eines Tages zugunsten produktiverer Assets wieder zu verkaufen. Aber heute ist eben nicht die Zeit dafür, denn der einzig halbwegs objektive Maßstab für den Wert einer Goldunze ist das Vertrauen Misstrauen in die Ehrlichkeit und Integrität der Politik, am leichtesten messbar an der Höhe der Kreditberge, die weiterhin und unaufhaltsam wachsen.

=> Wie auch immer: Ferguson wurde für eine rein logisch und empirisch völlig korrekte Feststellung gescholten – Reflexe einer sowohl die Motivation von Familien wie auch die von Homosexuellen missverstehenden, politisch hyperkorrekten Empörungsgesellschaft.

Piper -dies wohl intuitiv erkennend- biegt dann im weiteren Verlauf des Artikels auf eine ökonomische Argumentation ein, die ohnehin seine eigentliches Hauptanliegen ist:
„[Ferguson] gründet [sein Vorurteil] auf eines der berühmtesten Keynes-Zitate: ‚Langfristig sind wir alle tot‘. Tatsächlich war dieser Satz niemals gemeint gewesen als Aufforderung, die Zukunft zu ignorieren, sondern im Gegenteil als Aufruf, konkrete Lösungen anzubieten.“

=> Worauf Piper sein Wissen darum, was Keynes „meinte“ hernimmt, bleibt sein Geheimnis. Da hilft auch der wahrhaft schlichte Nachsatz nichts „Inhaltlich hatte Keynes nach Meinung der meisten heutigen Historiker recht:roll: – der letztlich ja nur das Offensichtliche feststellt: „Wir Keynesianer haben die Deutungshoheit über die Volkswirtschaft, jeder der sich unserer Mehrheitsmeinung widersetzt, den machen wir mit den bewährten akademischen Zunftmethoden des Bologna-Peer-Reviewing fertig.“ Big deal…

=> Und welche langfristig fatalen Folgen die o.g. „konkreten Lösungen“ [die bei Keynes ja immer wieder nur genau eine Lösung ist: „Gelddrucken“] zwingend haben, würdigt die SZ mit keiner Silbe.

Piper versucht es dann über Keynes „vorausschauendes“ Lebenswerk: „Keynes interessierte sich sehr wohl für die Zukunft und setzte sich mehrfach explizit und folgenreich mit den langfristigen Folgen politischer Entscheidungen auseinander.“

=> Soso: In der Tat wirkte Keynes seit ca. 1918 bis zum Tod an unzähligen wichtigen Fronten mit - übrigens praktisch immer mit üblem Ausgang, sofern es um langfristige Projekte ging.

=> Wenn Piper schreibt „Keynes wurde berühmt mit seiner vernichtenden Kritik des Versailler Vertrags“, dann verkennt er vollkommen, dass Keynes selbst bereits damals einflussreiches Mitglied der englischen Verhandlungsdelegation war – er also durchaus Mitverantwortung an seiner eigenen Kreation trug, die dann (wenn auch von den Engländern so nicht intendiert – aber eben doch mit herbeigeführt) zur inflationären deutschen Katastrophe von 1923 und in der weiteren Folge bis 1933 zur Machtergreifung Hitlers geführt hatte! All dies waren keine langfristigen Folgen, sondern dramatische innerhalb weniger Jahre nach 1919/21 (Versailles).

Piper weiter: „Im Jahr 1930, mitten in der Weltwirtschaftskrise, schrieb Keynes einen Essay über die ‚Wirtschaftlichen Möglichkeiten für unsere Enkel‘, in dem er untersucht, wie künftige Generationen die Plage der ökonomischen Knappheit überwinden könnten.“ :!:

=> Jeder kann ein Essay unter plakativer Überschrift schreiben. Tatsache ist, dass Keynes zeitlebens ein bekannter Lebemann war – und dass sein Geblubber über die Überwindung der ökonomischen Knappheit zugunsten seiner nicht vorhandenen Enkel seiner Lehre komplett zuwiderläuft (kreditfinanzierter Hedonismus für die Gegenwartsgeneration, Schulden für die Nachwelt – bitte keine Reflexzuschriften à la „Das hat er doch so nie geschrieben – in guten Zeiten sollte das deficit spending der schlechten doch wieder eingespart werden – Keynes wurde nur missverstanden“; der Einspruch ist nun im Protokoll - und wird doch seit 80 Jahren täglich widerlegt)…

=> … und dass es vor allem ein Ding der kompletten Unmöglichkeit ist, die „Plage der ökonomischen Knappheit“ überwinden zu können: Volkswirt Piper sollte wissen, dass Güter, die nicht knapp sind, keinen ökonomischen Theorien zugänglich sind – mithin schlicht kein Gegenstand der ökonomischen Betrachtung. Dass jedoch alle anderen Güter immer knapp sind (Angebot begrenzt, Nachfrage nicht) - und damit dann automatisch ökonomischen Gesetzen unterliegen. Die „Plage der ökonomischen Knappheit“ ist per Definition nicht überwindbar. Sie ist lediglich minimierbar – was aus Österreichischer Sicht nur und ausschließlich ein optimierender Marktprozess mit dem zentralen Kriterium „Gleichgewichtspreis“ leisten kann. Ein Prozess, den Volkswirte Nationalökonomen nur beschreiben können, nicht aber „managen“! Genau dieses Letztere aber wollte Keynes – der allerdings beileibe nicht der erste wirtschaftspolitisch-gesellschaftliche Gottspieler war: Baader beschrieb immer wieder den fatalen Prozess der Gesellschaftsklempnerei in einer sehr langen Reihe von antiken Frühformen des so fatalen Gesellschafts-Konstruktivismus über Morus, Descartes, über die französischen Utopisten bis hin zu Robespierre, Marx und eben irgendwann auch Keynes, der letztlich heute aber mit seinem Namen pars pro toto für die ganze Hybris des schuldenfinanzierten Machbarkeitswahns der ökonomischen Weltensteuerung steht! Oder kurz: für die Hybris der „modernen Modellsteuerungs-Ökonomie“, die sich mit dem Beschreiben natürlicher Marktprozesse nicht begnügt, sondern partout „zu unser aller Bestem“ eingreifen und überall planwirtschaftlich steuern will. All dies auf Basis von illegitimem Falschgeld, ohne die die „moderne Ökonomie“ heute längst auf dem Müllhaufen der Geschichte wäre – so sie sich denn überhaupt zu dem Steuerungs- und Überwachungsmonster hätte entwickeln können, das sie heute ist!

In diesem Sinne muss man Nikolaus Piper denn auch recht geben, wenn er Keynes‘ Apologie in seinem Artikel heute zu diesem Klimax führt: „Keynes wollte einfach, dass Ökonomen relevant bleiben.“ :))

=> So ist es, Herr Piper: Und genau dieses krampfhaft-manische „relevant-bleiben-Wollen“ -manifestiert immer wieder durch einen wohlmeinenden Aktionismus, den niemand will und der in aller Regel planwirtschaftlich fatal wirkt– ist die Ursache fast aller schuldenfinanzierter Fehlentwicklungen seit dem frühen 20. Jahrhundert. Ökonomen sollten wieder das tun, was sie in angebrachter bescheidener Manier angesichts ihres Beobachtungsobjekts „wirtschaftender [=lebender] Mensch“ tun sollten: Beobachten; und dabei Einmischungen in freie Marktprozesse, die eine Aggregation der freien Willensentscheidungen von Milliarden von Menschen sind, unterbinden! In der Praxis machen die „modernen“ Ökonometriker genau das Gegenteil. Das Ergebnis dieser Hybris ist nach 100 Jahren Falschideologie und Falschgeldsystem unser heutiger zunehmend dysfunktionaler Schuldenstaat.

=> Keynes´ sexuelle Orientierung ist dabei für liberale Menschen in der Tat völlig irrelevant. Er muss auf ganz anderer Ebene kritisiert werden. Das von ihm propagierte und von seinen heutigen Schülern von Draghi bis Bernanke perfektionierte Schuldensystem führt unweigerlich zu massivstem Freiheitsverlust ehemals frei wirtschaftender und damit eigenständig lebensfähiger Menschen, denen die heutigen Nannystaaten, die ohne Druckerpresse längst alle „failed states“ wären, ihr Menschenrecht auf Selbstbestimmung nehmen. Und den Kindern, Enkeln und Enkelsenkeln gleich dazu; denn auf lange Sicht sind die nicht alle tot – wohl aber dank der heute korrupten oder versagenden ersten bis vierten Staatsgewalten dann Schuldsklaven einer Falschgeldelite. Gold wirkt als physikalisch unbesiegbares Gegengift gegen sich relevant dünkende modernen Ökonomen und ist damit ein Bollwerk gegen Bevormundung und Unfreiheit. Darum wird es systemmedial gehasst.

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Veranstaltungen als Gegengift zur keynesianischen Falschideologie:
- Hamburg, 31. Mai / 1. Juni: Mark-Banco-Tagung des IfAAM
- München, 13. Juni: DEG-Diskurs
- München, 15. Juni: Ludwig von Mises Institut - Konferenz 2013
- Göttingen, 21. / 22. Juni: Hayek-Tage 2013