Farbige Titelseite des Handelsblatts am heutigen 12. August 2011: „Die Stunde der Spekulanten“. Gleich dreimal wird diese so griffige Formel dann noch wortgleich in Überschriften wiederholt. Sinngemäß heute auch in vielen anderen Blättern. Und natürlich wird dabei nicht –was noch nachvollziehbar wäre– eine seit vielen Jahren andauernde aggressiv-spekulative angelsächsische Kampagne gegen Europa (ungleich EUropa!) thematisiert, sondern eine nebulöse, anonyme und natürlich irrationale „Unvernunft“. Ein massenhaftes Versagen der Marktlogik sozusagen, für das „die Spekulanten“ aber trotz ihres Versagens irgendwie nie mit Verlusten bestraft werden, sondern trotz „fehlerhaften“ Anlageverhaltens sogar ständig noch Gewinne scheffeln... XX( Dass sich das Handelsblatt dabei nicht einmal entblödet, auf derselben Titelseite [Sprechblasen-Kommentare im Bild von mir] ganz groß positive Werbung für das eigene 14-seitige HB-Geld-Spezial zu machen, mit dem auch „Der Spekulative“ Anlegertyp über Hebelzertifikate viel Geld verdienen soll, spricht für sich selbst. Aber innere Widersprüche fechten den Mainstream nicht an. Hauptsache, das Blatt wird jeden Tag gefüllt.



Wie auch immer: Anonymes Spekulantenbashing war schon seit sehr langer Zeit ein bequemes Mittel der Politiker, um sowohl von eigenem Versagen in der planwirtschaftlichen keynesianischen Steuerung der heutigen Wirtschaftswelt abzulenken – als auch von grundlegenden Systemfehlern selbst. :!: Machen wir zum Beleg dessen eine Rückblende um ganz genau 40 Jahre zu Richard Nixons berühmter Fernsehansprache, in der –o Wunder– ebenfalls „die Geldspekulanten“ sehr scharf und explizit als Staatsfeinde adressiert wurden. Wobei damals natürlich ganz offiziell die „Goldspekulanten“ gemeint waren, denn bis zu eben jenem 15. August 1971 war Gold noch ganz offiziell Welt-Geld sowie fixer Maßstab für alle Währungen – und eben diese Tatsache war Nixons dringend zu beseitigendes Problem:

15. August 1971, Washington D.C.: Vor exakt 40 Jahren beendete US-Präsident Nixon per einseitigem Dekret und Fernseh-Ansprache das Bretton Woods System der seit 1944 festen Wechselkurse der Währungen. Und damit insbesondere –und am folgenreichsten– auch die fixe Einlösbarkeit des Dollars gegen die wahre Welt-Leitwährung Gold im Verhältnis 0,89 Goldgramm pro Dollar. Bzw. eben 35 Dollar pro Gold-Unze, was zwar die bis heute geläufigere – aber in historischer Geldbetrachtung verkehrte Betrachtungsweise ist, denn über Tausende von Jahren wurden Waren und Währungseinheiten in Goldgewicht denominiert und nicht etwa umgekehrt. Warum auch hätten Papiergeldscheine (= Goldderivate) zum Maßstab des Basiswerts Gold gemacht werden sollen?

Vor sieben Jahren schrieb ich zum Vorgang der gewaltsamen De-Monetisierung von Gold folgendes:

Dem Offenbarungseid [eines leeren Staatsgold-Tresors] kam Präsident Nixon am 15. August 1971 zuvor und ‚schloss das Goldfenster’, wie es noch heute euphemistisch heißt! Diese einseitige Aufkündigung von Bretton Woods und dem 1944 der Welt gegebenen Versprechen zur Goldeinlösung aller Dollars ist wohl eine der bedeutendsten Zäsuren in der neueren Geschichte. Wir leben seitdem alle ungewollt und praktisch ohne mediale Warnung in einem riesigen Papiergeldexperiment, in dem das (Geld)vermögen der Welt aus nichts als Schulden besteht, die niemals zurückgezahlt werden können.“

Was hat sich in diesen sieben Jahren geändert? Abgesehen von einem seit der 2008 offen ausgebrochenen Finanz- und Schuldenkrise langsam und widerwillig angestiegenen Problembewusstsein der Mainstream-Medien gar nicht so viel: Noch immer lebt ein Großteil der westlichen Welt in der kollektiven Psychose des Falschgeldexperiments: In einer Schulden-finanzierten Schönwetter-Matrix, aus der die Menschen zwar eines Tages erwachen müssen, falls sie nicht warten wollen, bis der umfassende Schulden-Default sie gewaltsam herausreißt; aus der sie aber bislang partout nicht erwachen wollen. Seit 40 Jahren wird praktisch ohne Unterbrechung und scheinbar ohne Grenze aufgeschuldet, seitdem der einzige unbestechliche und physikalisch greifende goldene Anker der Geldmengen auf den vorläufigen Schrottplatz der Geschichte verbannt wurde.

Der Verbannungsakt durch Nixon wurde schon damals 1971 nur von sehr wenigen Menschen als das erkannt, was er war: der größte Vertragsbruch der Geschichte und der Startschuss in ein finanziell, politisch, gesellschaftlich und sozial unverantwortliches und auf globaler Basis präzedenzloses Geldexperiment, das wie jedes Ponzi-Spiel eines Tages im Kollaps der unvermeidlichen Schuldenpyramiden würde enden müssen. Für die Masse der US-Bürger war Nixons Fernsehansprache ein Non-Event. Am Abend des 15.8.1971 beschwerten sich viele Menschen nicht etwa über Nixons Statement, sondern vielmehr darüber, dass (beinahe) die beliebte TV-Sendung des Sonntag-Abends „Bonanza“ wegen der Ansprache verschoben wurde und dass Lorne Greenes Adonis-Kopf dann von Richard N´s Beamtenschädel verdrängt worden wäre. [Was Nixon dann aus Gründen wohlverstandener Wählermotivation aber vermieden hat und erst später sprach].


=> Menschlich-physiognomisch-biologisch aus Zuschauersicht nachvollziehbar. Und doch schon damals bezeichnend für das „Brot-und-Spiele“-Ablenkungsschema, das auch heute noch vergleichbar funktioniert. Nicht nur, weil die Sarkozys und Merkels und Van Rompuys und Ashtons heute in der Regel auch nicht besser als Nixon aussehen, sondern wohl auch, weil die Verdummungs-Maschinerie der Unterhaltungsindustrie die Massen heute nicht nur auf wenigen analogen TV-Sendern, sondern multimedial-digital über Tausende von Kanälen ablenkt, verblödet und sediert.

Dabei hätten viele Sätze aus Nixons Ansprache den 1971 noch nicht so allumfassend keynesianisch gehirngewaschenen Zuhörern schon damals die Haare zu Kopf stehen lassen müssen. Sie sind fast deckungsgleich mit den heutigen Lügenreden der Politiker und Ökonomen. Nur einige kurze Auszüge aus Nixons Rede verdeutlichen dies sofort:

„Die Spekulanten sind schuld an den Dollar-Problemen,
wir sichern Jobs für den amerikanischen Arbeiter,
wir verteidigen und stabilisieren den Dollar durch zeitweise [… *)]
Aussetzung der Gold-Einlösbarkeit,
wir bekämpfen unfairen ausländischen Wettbewerb, …“
:!:

=> Im historischen Rückblick war das „Schließen des Goldfensters“ durch Nixon nur der Schlusspunkt bzw. die Perfektionierung eines über 300-jährigen Prozesses, den ich in in einem alten Artikel (S. 2-4) etwas genauer beschrieben hatte. Und zu dem der US-Ökonom Alex Wallenwein schon vor vielen Jahren in seinem AufsatzEconomic Heroin“ wie folgt Stellung bezogen hat:

It took a couple hundred years before the public was sufficiently accustomed to using paper as money before a large-scale exit from the classical gold standard could be attempted. It occurred in successive waves until, in 1933, the US as the last major country went off the gold standard internally. About forty years later, in 1971, then-president Nixon completed the dirty deed, and central bankers were now free to finalize their effective control of all the world's political systems through having the exclusive license to fund their spending needs. The transfer of the Money Power from individuals, through governments, to the central bankers was complete. Since 1971, all so-called ‘money’ has consisted of nothing but debt.“


Am 15. August 1971 war also “Bonanza” wichtiger als diese Zäsur, die als wohl einziges ökonomisches Ereignis der Welt-Geschichte bis heute praktisch alle Menschen der Erde –sogar die Besitzlosen– betrifft; und die spätestens am Tag X des Schuldenkollapses erst recht alle elementar und existenziell betreffen wird.

Dennoch wird der 15. August 2011 als Jahrestag keine Gedenk-Veranstaltungen hervorbringen. Es wird (von einer Ausnahme abgesehen) keine Demonstrationen „In Memoriam Gutes Geld“ geben, obwohl in Zeiten des unmittelbar bevorstehenden finalen Staatsputsches gegen das deutsche Volk via EFSF und ESM genau dies angebracht wäre! Man lese dazu zB diesen aktuellen Artikel von Erwin Grandinger; die Bundestags-Abstimmungen zu den EU-Ermächtigungsgesetzen folgen sehr zügig nach der Sommerpause! Allenfalls in Bayern wird es einen Gedenktag geben. Aber er wird „Mariä-Himmelfahrt“ heißen anstatt „Inflations-Himmelfahrt“, „Schulden-Himmelfahrt“ – oder auch „Kaufkraft-Höllenfahrt“, „Gerechtigkeit-Höllenfahrt“, „Marktwirtschaft-Höllenfahrt“, „Ehrlichkeits-Höllenfahrt“, „Souveränitäts-Höllenfahrt“.

Einzig das Smart Investor Magazin wird dem Anlass wirklich kausal und gebührend gerecht mit einer Sonderausgabe „Gutes Geld“, die noch im August erscheinen wird. Man darf gespannt sein, ob auch die inzwischen (wenn auch 40 Jahre zu spät) allmählich erwachende Mainstream-Presse in Zeiten Billionen-schwerer verfassungswidriger Bailouts und in Zeiten Amok-laufender Randalierer in unseren Städten wenigstens halbwegs adäquate Ursachenanalysen hervorbringen wird.

Die aktuellen finanziellen und sozialen Verwerfungen sind ebenso Fiat-induziert wie so ziemlich jede gesellschaftliche Fehlentwicklung der letzten 40 bzw. besser 100 Jahre! Die Österreichische Wirtschaftstheorie ist die einzige ökonomische Schule, die genauso lange vor all diesen Fehlentwicklungen warnt, die unweigerlich mit der Ausschaltung des Goldes als unverrückbarem und unbestechlichem finanziellen und damit auch gesellschaftlichen Maßstab verbunden sind. Die Entwicklung von freiem Waren(gedeckten) Geld hin zu ungedecktem und per staatlichem Zwang dekretierten Monopol-Schuldgeld 1914/1971 war die Ur-Sache der meisten gesellschaftlichen Katastrophen der „modernen“ Neuzeit. Kein Krieg seit 1914 hätte ohne das ungedeckte Machtgeld in der brutalen Intensität des über uferlose Verschuldung hochgerüsteten „modernen“ 20. Jahrhunderts geführt werden können. In einem System freien Wettbewerbs der Geldsysteme wären solche Perversionen aus rein marktwirtschaftlichen Gründen heraus –hinter denen immer menschliche Mehrheits-Abwägungen stehen– völlig undenkbar und vor allem unfinanzierbar gewesen.

Nixon wollte diese unselige Entwicklung vor genau 40 Jahren „finalisieren“ und durch endgültige Beseitigung des Goldankers und -maßstabs unumkehrbar machen. Doch das wahre natürliche Geld Gold geht (wie auch sein Pendant Silber) niemals weg. Ebensowenig wie man es alchemistisch herstellen bzw. künstlich inflationieren kann, kann man seine Atome physisch vernichten. Noch seinen jahrtausendealten physikalisch, psychologisch und empirisch begründeten Mythos zerstören. 40 Jahre Papiergeld-Propaganda und real existierender Papiergeld-Sozialismus sind nichts als eine kurze Verirrung im Lauf der Geldgeschichte. Diese Verirrung wird korrigiert werden – daran besteht überhaupt kein Zweifel. Ob die Welt noch einige weitere Irrwege gehen muss, bevor mit einem neuen Wettbewerbs-fähigen Geldsystem (m.E. mit zumindest teilweiser GoldSilber-Deckung und -Einlösungsrecht) endlich wieder natürliche Nachhaltigkeit und Stabilität etabliert werden kann, liegt an uns selbst und an der Überzeugungskraft einer neuen (alten Österreichischen) unbestochenen Ökonomengeneration. Und es wird auch davon abhängen, wie enorm die Zerstörung nach dem Tag X des Schuldenkollapses ausfallen wird.

Irrwege und Schein-Alternativen wie z.B. die Monetative oder die diversen Freigeld-Lehren gibt es leider schon heute genug. Deren Vertreter sind –wenn man hart nachfragt– alle nicht bereit, ihre Geldsysteme dem freien Geldwettbewerb zu stellen. >:XX Auch diese Geldsysteme sind damit unnatürlich; und wären in der Praxis nur per Zwang und Monopol überlebensfähig. Stellen Sie jedem Vertreter eines vorgeblich "besseren" oder "natürlicheren" Geldsystems die Frage, ob sein vorgeschlagenes System eine Monopolstellung beansprucht oder ob Wettbewerbsgeld möglich ist: Wenn letzteres, dann OK. Wenn ersteres, dann inakzeptabel!

Zum o.g. „Tag X“ hatte ich schon neulich geschrieben:
„Es ist nun einmal das Wesen jedes Ponzi-Spiels, dass es bis zum Tag X-1 keinen belegbaren Schaden für irgendjemanden gibt. Erst am Tag X platzen die (=alle) Kredite - dann ist der EUR über Nacht tot und mit ihm alle Garanten und Gläubigernationen, also vor allem D-EU-tschland.“

=> Da hierauf einige Leserkommentare kamen à la „Es wird keinen Tag X geben – das ist Humbug.“, würde ich gerne mit einem Tagebucheintrag von König Louis XVI antworten: „Rien“. „Rien“ heißt „Nichts, keine nennenswerten Ereignisse“. Dies schrieb in Versailles der König an dem Tag, an dem im benachbarten Paris die Bastille vom jakobinischen Mob gestürmt wurde. Dieses Ereignis besiegelte in Frankreich nicht nur die absolute Monarchie, sondern auch die Monarchie insgesamt (wenn man von Napoleon und Roi Sarkozy mal absieht) – und nicht zuletzt auch Louis´ Leben… Um der geschichtlichen Wahrheit genüge zu tun, müsste man zwar ergänzen, dass Louis erst zwei Jahre nach 1789 Versailles verlassen musste und erst 1793 unter die Guillotine gezerrt wurde. Aber der Bastille-Sturm war 1789 Louis´ Tag X – und er hat ihn selbst dann noch nicht als solchen erkannt, als er bereits da war…

Auch wir kommen dem Tag X des weltweiten Schulden-Defaults immer näher – ob wir es sehen (wollen) oder nicht. Das Ost-Berliner Politbüro hielt noch Anfang Oktober 1989 Elogen auf die Vorzüge des ewigen Sozialismus. Und die DDR feierte noch am 7. Oktober 1989 pompös ihren 40. Jahrestag - so wie wir heuer 40 Jahre real existierenden weltweiten goldfreien Geldsozialismus feiern könnten. Der Tag X für die Berliner Mauer (die übrigens sonst morgen 50 Jahre alt geworden wäre) kam nicht einmal fünf Wochen später…

=> Wer sehen wollte, konnte schon lange vor 1971 den Tag X des Bretton Woods-Endes kommen sehen. Nach der Abforderung der französischen Goldreserven durch de Gaulle aus den USA Ende der 1960er Jahre hätte es bereits schnell zu Ende gehen können. Doch Deutschlands im Blessing-Brief zugesicherter Nicht-Umtausch der riesigen deutschen Dollarreserven gegen Gold verzögerte den Offenbarungseid der USA immerhin noch um mehr als drei Jahre. Die heutigen Verzögerungstaktiken à la Blessing heißen Goldpreis-Manipulation, CDS-Verbot, Leerverkaufsverbot, Spekulationsverbot, usw.

Und wer heute sehen will, der kann wiederum sehen: Der Tag X für das widernatürliche und per weltweitem Zwang dekretierte Papierfalschgeld-Systems rückt unaufhaltsam näher. Die Zeichen sind an den Wänden der Börsen ebenso wie in den Straßen Londons und Birminghams und damit inzwischen sogar in den Mainstream-Medien. „Mene“ in „Menetekel“ bedeutet „Gezählt [sind die Tage deiner Herrschaft]“; „Tekel“ bedeutet „Gewogen [wurdest du und für zu leicht befunden]“. Letzteres ist für „Schwergeld“-Fans leicht nachvollziehbar… ;) Prinz Belsazar wurde nach dem Erscheinen des biblischen Menetekels noch in derselben Nacht getötet.

Das ist keine zeitliche Prognose meinerseits. Aber alles, was nicht natürlich und ewig weitergehen kann, muss enden. 40 Jahre Falschgeldsystem und fast 100 Jahre Monopolgeld und fractional banking haben vielfache und schreckliche gesellschaftliche Konsequenzen hervorgebracht. Diese unnatürliche Phase wird enden. Was danach kommt, bestimmen hoffentlich rationaler, libertärer, demokratischer und nachhaltiger denkende Leute. Am besten das Volk per direkter Demokratie! Die sogenannten „repräsentativen“ parlamentarischen und massenmedialen Eliten haben versagt.

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*) Wohl ebenso „zeitweise“ und „vorübergehend“, wie nun die Schweizer Nationalbank den Franken in einem suizidalen planwirtschaftlichen Verzweiflungsakt an den Euro binden will:
„Die Schweizerische Nationalbank sucht fieberhaft nach Wegen, den Höhenflug des Franken zu bremsen. Jetzt erwägen die Notenbanker, die eidgenössische Währung vorübergehend an den Euro zu koppeln.“

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Veranstaltungshinweis der „Aktion Direkte Demokratie“, Stuttgart 20.8.2011:
http://eurodemostuttgart.wordpress.com